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: Rüder Despot an der Seidenstraße

Seinen kirgisischen Kollegen wird sich der usbekische Staatspräsident kaum zum Vorbild nehmen. Islam Karimow ist nicht gewillt, der Opposition das Feld zu überlassen wie Präsident Askar Askajew nach dem kurzen Aufstand in Kirgisien Ende März. Karimows Äußerungen zum Aufruhr im Osten Usbekistans, bei dessen Niederschlagung hunderte Menschen starben, lassen daran keinen Zweifel. Umgehend reiste er zu Verhandlungen nach Andischan, demonstrierte seine Entschlossenheit, die Krise zu lösen, notfalls auch mit Gewalt. Forderungen nach seinem Rücktritt wird Karimow ignorieren: Nach 15 Jahren an der Spitze der einstigen Sowjetrepublik lässt er keine Amtsmüdigkeit erkennen.

1938 in Samarkand geboren, wuchs Karimow in einem staatlichen Waisenhaus auf. Er studierte Maschinenbau und Volkswirtschaftslehre. 1964 trat er der Kommunistischen Partei bei. Seine Karriere startete er als Flugzeugingenieur, bevor er in den Staatsdienst wechselte. Von 1983 bis 1986 war er Finanzminister und Vize-Regierungschef. 1989 wurde er 1. Parteisekretär in Usbekistan, ab 24. März 1990 Präsident des Obersten Sowjets. Er unterstützte aktiv die Unabhängigkeit der Unionsrepubliken und rief am 31. August 1991 die Unabhängigkeit Usbekistans aus.

Das brachte ihm bei der ersten direkten Präsidentenwahl 86 Prozent der Stimmen ein. Mit der Opposition im zentralasiatischen Land stand er von Anfang an auf Kriegsfuß. Nach Schätzungen von amnesty international sitzen rund 800 Regimegegner in Haft, viele gingen ins Exil, manche Oppositionelle sind verschwunden.

Wie sehr Karimow an der Macht klebt, zeigen zwei fragwürdige Referenden, das letzte im Januar 2002, mit dem er sich seine Amtszeit bis 2007 verlängern ließ. Gegen internationale Kritik an seinem repressiven Regierungsstil zeigte sich Karimow bislang immun. Vorwürfe, die Wahlen seien weder frei noch fair gewesen, prallen an ihm ebenso ab wie Einwände gegen seine Haltung zu Menschenrechten. Für die jüngsten Unruhen macht er islamistische Organisationen verantwortlich. Damit lenkt er davon ab, dass es schon lange brodelt im verarmten Land an der einst blühenden Seidenstraße. Zum anderen hofft er wohl, die internationale Gemeinschaft, allen voran die USA, davon zu überzeugen, dass er mit harter Hand dem internationalen „Antiterrorkampf“ dient. CA