FLIEGEN: ONUR AIR HAT DER TÜRKEI EINEN BÄRENDIENST ERWIESEN : Landeverbote sind vertrauensbildend
„Türkisch, günstig, gut“, so ein Erfahrungsbericht über die türkische Airlines Onur im Internet. „Wer am Leben hängt, sollte nicht damit fliegen“, so eine andere Meinung im selben Forum. Nach dem Landeverbot für Onur Air in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und der Schweiz neigt der Verbraucher zu letzterer Einschätzung. Fakt ist: Wegen technischer Sicherheitsmängel wurde der Airline die Landeerlaubnis entzogen. Eine absolut vertrauensbildende Maßnahme für die betroffenen und künftigen UrlauberInnen, denn es ist beruhigend, dass jenseits des entfesselten Verdrängungswettbewerbs unter den Anbietern auch noch unabhängige Institutionen – in diesem Fall das Luftfahrtbundesamt – über die Sicherheit wachen.
Sicherheit ist die Achillesferse der Tourismusindustrie. Lücken im Sicherheitssystem kommen Veranstalter und Fluggesellschaft teuer zu stehen. Qualität hat ihren Preis, und umgekehrt bringt Preisdumping Qualitätsverlust. Gespart wird in erster Linie an Personal, an der Ausrüstung und manchmal eben auch an technischen Sicherheitskontrollen. Dies kann man getrost unterstellen, auch wenn die Kontrollauflagen in Deutschland sicher strenger sind als in der Türkei.
Viele touristischen Produkte im Wettbewerb sind Ramsch, weil an allen Ecken und Enden gespart wird, um im gnadenlosen Preiskampf mithalten zu können. Onur hatte im vergangenen Jahr 2,5 Millionen Fluggäste aus Westeuropa, und fast alle kamen von den europäischen Veranstaltern, die mit der türkischen Charterfluggesellschaft ein billiges Pauschalarrangement zusammenbasteln. Sie waren willige Verbündete, auch wenn sie sich jetzt hinter der Kritik an Onur wegducken.
Zur Debatte steht nämlich nicht die „Geiz ist geil“-Strategie der Veranstalter, bei den Verbrauchern bleiben nun die Adjektive „türkisch, günstig, schlecht“ hängen: Der Schrottflieger passt nahtlos ins Bild der noch nicht europafähigen Türkei. Onur Air hat der gekränkten türkischen Seele einen Bärendienst erwiesen, dafür aber die Notwendigkeit allgemeiner Sicherheitsstandards deutlich gemacht. EDITH KRESTA