das wetter:
Unterhemd (6)
Das besprenkelte Unterhemd wurde zum fettigen Symbol des neuen, freien Landes. Auf eine Stange gezogen, wehte es als Flagge tagein, tagaus über der Hauptstadt. Beim beliebten Bollerball spielte das fortan „Squadra Maglietta“ genannte Landesteam nur noch im befleckten Leibchen. Auf den Laufstegen der Modemessen waren das Tomatenrot und das Motorölschwarz die Farben weit über die Saison hinaus. Und das Weiß war für immer Geschichte, die fast finito und für immer gut war, wie die Intimitista meinten. Doch als Götter, Helden, Menschen und Barbaren ahnten sie, wenn sie ihre verspiegelten Sonnenbrillen von den rosa Augen nahmen: Der Wind kann sich drehen, Geschichte sich wiederholen und nicht nur als Farce. Jeden Tag muss um das fleckige Unterhemd gekämpft werden. Und sei es mit einem kräftigen „Nutocanozzo!“ auf den Lippen. (Ende)
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