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herzensortEine Stadt wie im Märchen

Es riecht nach Holz, Klebstoff und Metall. Ich schaue mich um. Da sind Gitarren, Violinen, Cellos und viele andere Saiteninstrumente, mit aufgeschlitztem Bauch, kaputt, frisch gebaut, halb lackiert, neu oder alt. Dazu unzählige Bauteile, Spezialwerkzeuge und Geräte. Kleinzeug, dessen Namen und Funktion ich ignoriere, mir auch gar nicht merken kann, aber die mich neugierig machen.

Das Bett ist klein, kurz und schmal, eher eine Koje, doch es reicht für Notfälle. Weil alle Gästezimmer im Handwerkerhof in Wittenberg in Sachsen-Anhalt besetzt waren, durfte ich als Radfahrerin in der Instrumentenwerkstatt übernachten – zum ersten Mal in meinem Leben. Man wollte mich nicht auf der Straße schlafen lassen.

In der Stadt, in der Luther einst wirkte, war ich auch noch nie gewesen. Aus dem Zug sah ich öfter die Silhouette der Schlosskirche in der Ferne. Jetzt sehe ich sie von meinem Schlafplatz aus, ausgeschnitten gegen den tief dunkelblauen Himmel. Der Schlossturm steht einige Meter direkt vor mir und ich habe um so mehr das Gefühl, in einem Märchen zu sein.

Luciana Ferrando

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