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das wird„Eine Dame stimmte ein Lied an und alle sangen am Telefon mit“

Das Bildmaterial und die Infos kommen vorher per Post: Das Stadtmuseum Oldenburg bietet für kleine Gruppen Führungen am Telefon an

Interview Johanna Weinz

taz: Geraldine Dudek, an wen richtet sich eine Telefonführung?

Geraldine Dudek: An alle Menschen, die telefonieren können.

Das klingt verstaubt. Gibt es keine neueren digitalen Möglichkeiten?

Natürlich, aber die Vorteile der Telefonführung sind mit digitalen Formaten nicht vergleichbar. Wir schicken das Bildmaterial analog den Teilnehmenden einige Tage per Post vorher zu, sodass sie sich schon einlesen und eventuell Fragen formulieren können. Da die Teil­neh­me­r:in­nen­zahl begrenzt ist, steht der dialogische Aspekt im Vordergrund und das eigenständige Entdecken. Es soll eben nicht nur konsumiert werden, sondern man kann sich aktiv beteiligen und austauschen. So ist das Format barrierefreier und unabhängig von digitalen Endgeräten.

Die Idee klingt, als wäre sie während der Coronapandemie entstanden.

Ja, das Format ist in Pandemiezeiten entstanden und hat sich im Laufe der Zeit etabliert. Mich begeistert, dass die Dynamik der Gruppe jede Führung zu etwas Besonderem macht. Ich passe mein Programm dem Interesse und den Fragen der Gruppe an und erfahre auch selbst noch Neues, wenn Personen ihr Expertenwissen mit der Gruppe teilen. Es ist immer ein lebendiger Austausch und wenn die Zeit nicht reicht, dann gibt es auch noch mal einen zweiten Termin.

Foto: privat

Geraldine Dudek Jahrgang 1967, ist Kunst- und Kulturvermittlerin des Stadtmuseums Oldenburg.

Wie kann man ein Kunstwerk am Telefon denn beschreiben?

Da den Teilnehmenden ja Bildmaterial analog vorliegt, muss ich gar nicht so viel beschreiben, sondern wir gehen gemeinsam auf Entdeckungstour. Für meine nächste Führung sind es immerhin 26 Abbildungen plus Kurzbiographie unseres Stifters Theodor Francksen.

Ist die Atmosphäre bei einer Telefonführung intimer?

Die Menschen trauen sich mehr. Ich erinnere mich an eine besondere Situation bei einer der Führungen, wo eine Dame inspiriert durch das Thema das Lied „Schenkt man sich Rosen in Tirol“ anstimmte und alle am Telefon einstimmten.

Was gibt es noch für Vorteile?

Telefon­führung „Theodor Francksens Villen“: heute, 11 Uhr (ausgebucht); nächste Führung über den Friedhof der Gertrudenkirche: Mi, 25. 9., 18 Uhr, Anmeldung bis 16. September unter ☎0441/ 23 52 88 7 oder per Mail an museumsvermittlung@stadt-oldenburg.de

Jeder kann sich von überall einwählen und teilnehmen. Wir bieten vormittags und auch in den Abendstunden Termine an, ohne zusätzliche Reisekosten, bequem von zu Hause.

Wird das Angebot vor allem von älteren Menschen angenommen?

Nicht nur, es ist ein generationsübergreifendes Format. Wir haben auch Studierende oder Schü­le­r:in­nen, die sich für bestimmte Themen interessieren. Vornehmlich nehmen allerdings Menschen teil, die bereits im Ruhestand sind. Auch bei ehemaligen Oldenburger:innen, die Sehnsucht haben, findet die Telefonführung Anklang. Man kann die Führung auch als Privatgruppe zu einem selbstgewählten Zeitpunkt buchen. Das Schöne an dem Format ist, dass viele Menschen teilnehmen können. Man muss keine anstrengenden Wege auf sich nehmen. Nur für Menschen, die eine sehr starke Seh- oder Hörbeeinträchtigung haben, ist das Format weniger geeignet. Obwohl, wir hatten auch schon Teilnehmende, die mit einer Lupe gearbeitet haben.

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