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Wenn eine Absage ein Zeitfenster öffnet

Eine Berliner Freundin hat einen Roman geschrieben, und endlich ist eine der Lesungen mal ganz in der Nähe: in Lüneburg. Über zwei Brücken und zwei Gewässer führt der Weg vom Bahnhof in die Altstadt, es geht vorbei an einer imposanten Backsteinkirche, über einen großen, länglichen Platz mit sehr alten Häusern, und dahinter ist auch schon die Buchhandlung, an deren Tür ein Zettel klebt: Die Lesung fällt leider aus.

Plötzlich tut sich ein großes Zeitfenster auf, bis zum nächsten Zug zurück nach Hamburg dauert es noch, doch in den gekrümmten Straßen herrscht reges Treiben. Menschen sitzen vor netten, teuren Restaurants mit Sushi oder französischen Leckereien, viele ältere Paare sind darunter, bestimmt sind das die Pro­fes­so­r*in­nen der kleinen Uni, die es hier geben soll.

Lüneburg

76.800 Ein­wohner*innen.

Niedersächsischer Hotspot der Backsteingotik mit der Heide im Rücken, an der Leuphana-Uni sind rund 10.000 Studierende eingeschrieben.

Viele Häuser sind Jahrhunderte alt, Lüneburg war ja mal ein Hansestadt, hier kam das Salz her. Manche Gemäuer sind so verwittert, dass sie aussehen wie runzlige, eingefallene Haut, die Giebel haben irre Formen wie auf Koks. Auf manchen stecken Metallsymbole, besonders schön: ein Nixenwesen mit Fischschwanz. Was will es uns sagen, hier am Rande der Heide? So viele Fragen. Daniel Wiese

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