Feuerwerk der Liebe

Weil er 60 Silvesterböller im Hochzeitsgepäck hatte, muss ein Ägypter 600 Euro zahlen

Bremen taz ■ Magdy H. kann an seinem Fluggepäck nichts Ungewöhnliches finden. Ende Juli vergangenen Jahres ist der 50-jährige Deutsche auf dem Weg nach Ägypten, um dort zum zweiten Mal zu heiraten. Zu Ehren seiner neuen Frau will er ein fulminantes Feuerwerk abbrennen, in seinem Heimatland sei das so üblich, klärte der gebürtige Ägypter gestern vor dem Bremer Amtsgericht auf. Als er am Bremer Flughafen die Maschine der Lufthansa besteigt, sind 60 Feuerwerksraketen mit an Bord.

In Bremen ist das niemandem weiter aufgefallen, die Sicherheitskontrolle am Flughafen nahm keinerlei Notiz von der explosiven Ladung. Erst in Frankfurt werden die Silvesterböller aus dem sommerlichen Flugverkehr gezogen, drei große Tüten voll.

„Die Liebe und die Freude auf die Hochzeit haben meine Sinne getrübt“, verteidigte sich der arbeitslose Architekt gestern vor dem Amtsgericht, angeklagt des Verstoßes gegen das Luftverkehrsgesetz. Und überhaupt: Bei seiner ersten Hochzeit vor zwanzig Jahren, erzählt H., „habe ich das schon einmal gemacht“. Und zwar ganz ohne Probleme.

Amtsrichter Friedrich Wulf ist entsetzt: „Mir ist ein eiskalter Schauer über den Rücken gelaufen.“ Gnade gegenüber dem Liebenden will er nicht walten lassen – Wulf ist selbst Pilot. Es folgt ein kurzer Vortrag über die Gefahren von Feuerwerk im Laderaum eines Jumbos.

Am Ende bringt das erhoffte Feuerwerk dem arbeitslosen Ehemann immerhin eine Geldstrafe von 600 Euro ein, dazu einen Eintrag ins Vorstrafenregister. Da hilft auch der vorsichtige Einwand von Verteidiger Werner Busch wenig. „Unglücklich“ habe sein Mandant agiert, versucht der Rechtsanwalt abzuwiegeln – „und vielleicht auch ein wenig dumm“. Pilot Wulf fährt ihm in die Parade: „Um das zu begreifen, muss man gar nicht schlau sein.“ Jan Zier