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wortwechselUnter Kaliforniens Sonne heult man nicht

Hippe Firmen gründen und die bittere Realität ausblenden schützt nicht vor drohender Apokalypse, glauben Leser. Mehrheitsfähige generische Sprachalternativen fehlen uns

Elon Musk: mit den Gedanken beim Mond oder in Brandenburg? Foto: reuters

Zahnloser Tiger

„Londons Umweltzone wird größer“,

wochentaz vom 9. – 15. 9. 23

Die reine Ausweitung einer aktuell nicht effektiven Umweltzone bringt leider gar nichts. Wie wir schmerzvoll bei unserem letzten London-Aufenthalt feststellen mussten, sind in der Umweltzone aktuell so viele Diesel-Transporter (Handwerker, Lieferdienste und Paketdienste) ohne Kat oder Sonstiges unterwegs, dass es jedem Besucher nur dringend angeraten ist, eine FFP2-Maske aus seinen Altbeständen mit nach London zu nehmen, wenn ihm etwas an seiner Gesundheit liegt.

Dieses gilt leider auch für viele andere Regionen Europas. Aktuell befinde ich mich in der Lombardei, wo viele neue Umweltzonen eingerichtet wurden, nur um den EU- Vorgaben zu entsprechen, die aber keinen interessieren beziehungsweise nicht kontrolliert werden. Das reine Einrichten oder Ausweiten dieser Zonen ist ein zahnloser Tiger.

Andreas Rocksien, Bleckede

Verantwortung

„Können wir die Alles-wird-böse-enden-Kultur jetzt bitte mal abstellen?“,

wochentaz vom 9. – 15. 9. 23

In Ihrem Beitrag schreiben Sie zwar explizit, dass Sie Ihren Vorschlag nicht als neoliberal verstanden haben wollen, aber irgendwie ist er dennoch genau das: Sie setzen auf Eigenverantwortung. Wir sollen doch lieber alle „kleine geile Firmen gründen“, als vor der Apokalypse zu warnen. Die Klimabewegung lehnt im Gegensatz zu Ihnen die individuelle Verantwortung meistens ab und verweist darauf, dass die politische Ebene die entscheidende ist, aber da Sie ja ein Verfechter der Eigenverantwortung zu sein scheinen, hier die Frage: Warum beschreiben Sie uns, ganz ohne Konsequenzen zu ziehen, die Schäden, die Sie mit Ihren Flügen mit verursacht haben und weiter verstärken?

Stefan Müller, Berlin

Bittere Realität

„Können wir die Alles-wird-böse-enden-Kultur jetzt bitte mal abstellen?“,

wochentaz vom 9. – 15. 9. 23

Der Beitrag von Peter Unfried ist

Pfeifen im Walde. Erstaunlich, dass selbst kluge Köpfe wie er so nonchalant die bittere Realität ausblenden, dass wir in Zeiten eines finalen Desasters leben, wo nichts gut enden wird. Er zitiert ausgerechnet den Schriftsteller Jonathan Frantzen, der schon 2019 in seinem Essay „Wann hören wir auf, uns etwas vorzumachen?“ den Kampf gegen den Klimawandel für verloren erklärte.

Wer noch an ein Happy End glaubt, dem sei das aktuelle Buch „Geist und Müll“ von Guillaume Paoli empfohlen, wo er den akribisch recherchierten und belegten Gegenbeweis liefert.

Christian Moritz, Hamburg

Blüht wie nie

„Juhu, das Patriarchat ist am Ende“,

wochentaz vom 9. – 15. 9. 23

Fast nichts, was Sie in Ihrer Kolumne beschreiben, erlebe ich, Herr Conrad.

Tatsache ist, dass in Deutschland und sagen wir im Bereich der EU allzu schreiendes Unrecht wie Folter, Feudalismus, Hungertod weitgehend beseitigt sind. Aber sonst? Das Patriarchat blüht wie nie. Und was mit den Frauen weltweit passiert, wissen Sie bestimmt. Was ist denn immer besser geworden? Bitte, erklären Sie es mir. Ich würde gern von Ihnen lernen. Von Optimismus ist noch nichts besser geworden. Realismus finde ich besser.

Heide Zeppenfeld, Gelsenkirchen

Grammatik

„Ohne Punkt, Komma und Stern“,

wochentaz vom 9. – 15. 9. 23

Bezüglich des zweiten „Tipps“ in folgendem Artikel muss ich Frau Hartmann leider enttäuschen, denn Frauen sind bei der Nutzung des grammatikalischen Geschlechts nicht nur „mitgemeint“, vielmehr ist hiermit gar kein biologisches Geschlecht gemeint. DIE Leiche und DIE Geisel können auch ein männliches biologisches Geschlecht haben. Dass man das einer Professorin für Literaturwissenschaft mitteilen muss, stimmt mich nachdenklich.

Johannes Lokotsch, Regensburg

Generisch

„Ohne Punkt, Komma und Stern“,

wochentaz vom 9. – 15. 9. 23

Statt in platten Aktionismus zu verfallen sollten Gender-Befürworter wie Frau Prof. Hartmann lieber bessere generische Sprachalternativen entwickeln, die vielleicht sogar mehrheitsfähig sind. Generische Sprachformen sollten nun mal generisch sein und keinen Bezug zu welchem Geschlecht auch immer haben. Ich persönlich finde ein generisches „S“ sympathisch, wie es im Plattdeutschen manchmal auftaucht („Kinners“ als Mehrzahlform von Kinder).

HENRIK SANDER auf taz.de

Erheiterung

„Bayern schafft sich ab“,

wochentaz vom 9. – 15. 9. 23

Durchaus spannende Gedanken – und eher wenig erfreulich. Und dann hab ich doch noch gelacht. ‚ … wie er (Söder) sich Aiwanger ausgeliefert hat, um von diesem sofort triumphierend durch den Nasenring der Bierzelte gezogen zu werden, …’

Oha! Ein Nasenring aus Bierzelten und ein Aiwanger, der den Söder durch diesen Ring zieht! Ich hab sofort ein Bild im Kopf – eigentlich zwei. In dem einen Bild schleift Aiwanger den Söder hinter sich her von Zelt zu Zelt im Kreis herum; im anderen Bild ist der Ring an der Nase des Zeltes grad so groß, dass der Aiwanger durchpasst, und er zieht und zerrt, um auch den Söder hindurch zu bekommen. Keine Ahnung was diese Bilder taugen und für was sie stehen könnten. Wie auch immer, Danke für die Erheiterung!

Andrea Schultz-Wild, Kommen

Hippie-Bruder

„Bayern schafft sich ab“,

wochentaz vom 9. – 15. 9. 23

Erstaunlich, dass bei der umfangreichen Berichterstattung und Kommentierung zu den Aiwanger-Skandalen noch niemand einen Aspekt beleuchtet hat, der in meinen Augen nicht ganz abwegig erscheint:

Das entscheidende Gegenargument von Hubert Aiwanger ist ja, dass nicht er, sondern sein Bruder das damalige Pamphlet verfasst hatte. Aiwanger war offensichtlich damals schon ein rechtsradikaler, rassistischer junger Mann mit entsprechenden Äußerungen. Sein Bruder war ein nonkonformistischer, eher unpolitischer Hippie. Soll man diesem „Rolling-Stones-Fan“ eher zutrauen, ein derartiges Hetzblatt verfasst zu haben, als seinem faschistisch redenden Bruder? Dass Aiwanger mit seinen Erinnerungslücken und seinem Gerede von „Schmutzkampagnen“ offenbar seine Umfragewerte noch steigern konnte, lässt mich verzweifelt und deprimiert zurück.

Jochen Pfriem, Bad Homburg

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