piwik no script img

berliner szenenVerbote von früher, jetzt neu

Kleine Geschichte gefällig darüber, wie man enttäuscht werden kann? An der Ecke Eisenacher- und Apostel-Paulus-Straße gab es einst einen Schlecker. Alte Menschen erinnern sich noch an diese Drogeriemarktkette. Wegen des Schlecker-Markts bestand donnerstags zwischen 7 und 18 Uhr ein Halteverbot, weil dann angeliefert wurde.

Seit über zehn Jahren ist Schlecker weg und das Halteverbot überflüssig. Als heute morgen gleich zwei Autos, ein Pkw und ein Transporter, an der Ecke standen und dazu gleich vier ausgewachsene Männer im besten Alter an den Schildern herumschraubten, dachte ich, endlich, jetzt kommen sie weg. Aber natürlich, zu früh gefreut! Sie wurden nur ausgetauscht. Waren etwas ranzig geworden. Jetzt sind sie nagelneu. Halleluja! Klar, dass es dazu zwei Autos und vier Männer braucht! Und ein Ordnungsamt, das besser Chaotenamt hieße. Weil es die Steuerzahler in Schöneberg ganz schön verarscht.

Seit Kurzem gibt es im Bezirk Parkraumbewirtschaftung. Es stehen also Parkuhren an der Straße. Als die geplant wurden, hat mein Nachbar schnell gemerkt, dass ihre Anordnung schlecht konzipiert war. Er hat einen Behindertenparkplatz, wegen seiner Freundin, die im Rollstuhl sitzt. Jetzt sollte eine Parkuhr so platziert werden, dass es ihm unmöglich wäre, den Rollstuhl neben die geöffnete Beifahrertür zu stellen. Flugs rief er beim Ordnungsamt an, um auf den Fehler aufmerksam zu machen. Ja, das wird geändert. Und heute? Steht die Parkuhr genau da, wo sie nicht stehen soll. Wäre ja schrecklich, den Bürgern zuzuhören und dann auch mal einen Fehler einzugestehen. Ich hab’s leider nicht gesehen, wie die Parkuhr aufgestellt wurde. Aber ich bin mir sicher, es hat bestimmt sechs gestandene Männer und drei Autos für die Stümperei gebraucht. Brigitte Werneburg

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen