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wortwechselZwischen Atomausstieg und Gendersternchen

Gendersternchen als übergeordnetes Symbol, nicht als Platzhalter verstehen. Verknüpfung zwischen Atomkraft und Energieversorgern stand schon in 1980ern im Fokus des Protests

Hat das Binnen-I zwar nicht erfunden, es aber im deutschsprachigen Raum populär gemacht: die Sprachwissenschaftlerin Luise F. Pusch Foto: Franziska Gilli

Im Fokus des Protests

„Das ist ein großer Erfolg“,

wochentaz vom 15.–21. 4. 23

Jürgen Trittin stellt die Verhandlungen mit den Energiekonzernen in den Mittelpunkt. Das erscheint zunächst nicht als Arbeit von Bürgerinitiativen. Weit gefehlt: Die Verknüpfung von Atomkraft mit der Monopolstellung der Energieversorgungsunternehmen stand von Anfang an im Fokus des Protestes. Denn uns war klar, dass die erneuerbaren Energien in diesen halbstaatlichen Konzernen keine Chance hatten. Also forderten wir die Entmonopolisierung und Dezentralisierung, damit wir endlich atom- und kohlefreien Strom beziehen konnten. In den 1980er Jahren organisierten wir in Hamburg den Stromzahlungsboykott, bezahlten die Rechnungen nicht, weil wir gezwungen waren, Atomstrom zu beziehen. Wir waren die ganze Zeit im Dialog mit den Hamburger Elektrizitätswerken. Heute gibt es diese nicht mehr. AKW-GegnerInnen standen mit ihren Ideen in den Startlöchern, und als das Monopol aufgehoben wurde, konnten Lichtblick, Greenpeace und andere Organisationen atom- und kohlefreien Strom aus regenerativen Energien anbieten, die damit endlich eine gewisse Normalität erreichten und eine Perspektive aufzeigten.

Jeannette Kassin, Hamburg

Gesellschaftsrat

„Praktisch provokant, theoretisch schlecht“, wochentaz vom 15.–21. 4. 23

Dass es den Klimawandel geben wird, wissen wir schon lang. Doch dass er jetzt so breit diskutiert wird, haben wir der Bewegung Fridays For Future zu verdanken. Um Maßnahmen zu ergreifen, die den Klimawandel für uns noch einigermaßen erträglich machen, bleiben uns nur noch wenige Jahre. Wie realistisch ist es dann, eine breite Debatte um das Für und Wider unseres Wirtschaftssystems zu führen, in dem wir uns doch ALLE so gemütlich eingerichtet haben? Deswegen ist die Forderung nach einem Gesellschaftsrat – dessen Ergebnisse von den gewählten Ver­tre­te­r:in­nen in Parlament und Regierung nicht ignoriert werden dürfen und in der breiten Öffentlichkeit zu diskutieren ist – schon revolutionär.

Stefanie Klement, Darmstadt

Gendersternchen

„Ich wusste kein Wort dafür“,

wochentaz vom 15.–21. 4. 23

Frau Luise F. Pusch schlägt vor, das Gender-Sternchen * nach einem Substantiv zu verwenden. Pusch führt aus, dass das Sternchen als Platzhalter interpretiert weren kann: „(…)wie beispielsweise in Leser*innen'. Denn damit stünde das Maskulinum, hier ‚Leser‘, für die Männer, das Sternchen für die Diversen, und danach die Endung ‚innen für uns Frauen‘. Das ist nicht einleuchtend, sondern kränkend. Das Sternchen sollte als Metasymbol verstanden werden, ähnlich wie Anführungsstriche. Die besagen ‚Dies ist ein Zitat‘ oder ‚Dieses Wort ist ironisch gemeint‘. So sollte das Sternchen gelesen werden als ‚Dieses Femininum steht für beide Geschlechter sowie Diverse‘“. Zitat Ende, mit der dringenden Bitte, sich in der Redaktionskonferenz dieses Themas anzunehmen.

Gisela Wülffing, Steinebach a. d. Wied

Privilegien

„Ich wusste kein Wort dafür“,

wochentaz vom 15.–21. 4. 23

Spannendes Interview – vor allem für mich als heterosexuellen älteren weißen – also von Geburt an sehr privilegierten – Cis-Mann. Sie sind eine tolle Frau, Frau Pusch! Emmo auf taz.de

Blessuren

„Unser Trump,

wochentaz vom 15.–21. 4. 23

Nicht nur den medienaffinen Konsumenten dürfte bereits hinlänglich bekannt gewesen sein, wie der Springer Verlag „tickt“. So bleibt der informative Nennwert des in der Zeit erschienenen Berichts über die mitunter grobe Ausrichtung des Mathias Döpfner denn auch im Rahmen. Zudem stellt sich ganz grundsätzlich die Frage, ob derart inoffizielle Einlassungen überhaupt veröffentlicht werden sollten. Gleichwie, die Reputation des Vorstandsvorsitzenden der Axel Springer SE hat sicherlich weitere Blessuren davongetragen; denn: Was du hast geschrieben, kannst du nicht ändern nach Belieben.Matthias Bartsch, Lichtenau

Menschenbild

„Unser Trump“,

wochentaz vom 15.–21. 4. 23

Die Analyse von Stefan Reinecke spielt den Ball nicht weit genug. Schließlich besteht die entscheidende Achillesferse in den geleakten Äußerungen von Mathias Döpfner neben einem sehr bedenklichen Menschenbild vor allem in einer riesigen Doppelmoral, da monetäre Eliten, die den negativen Eindruck erwecken, auf die einfache Bevölkerung herabzuschauen, es häufig gerade selbst sind, die im erheblichen Maße zum Aufstieg von Populisten, die die liberale Demokratie bedrängen, beitragen. Deshalb sollte der Springer-Chef aus der Causa in jedem Fall die richtige Lehre ziehen und seine politische Lebensphilosophie grundlegend überdenken, vielleicht sich im Landtagswahlkampf in Brandenburg aktiv für das Gemeinwohl engagieren und das Gespräch mit den Bürgern suchen, um diese davon zu überzeugen, dass die in vielen Umfragen mittlerweile leider vorne liegende AfD am Ende nichts Gutes im Schilde führt!

Rasmus Ph.Helt, Hamburg

Berufsleben

„Mehr Väter bleiben zu Hause“,

wochentaz vom 15.–21. 4. 23

Die Nachricht, dass mehr Männer Elternzeit nehmen, um sich um ihre Kinder zu kümmern, finde ich sehr erfreulich. Genauso wie die Tatsache, dass eine Elternzeit des Vaters – jedenfalls eine kurze – bei Arbeitgebern inzwischen akzeptiert wird. Spannend wäre aber eine Untersuchung, womit Frauen und Männer die Elternzeit tatsächlich verbringen. Nach meiner zugegebenermaßen sehr subjektiven Wahrnehmung wird die Auszeit gerne von beiden Eltern gleichzeitig genommen und für eine mehrmonatige Reise genutzt. Schön für die Betroffenen und bestimmt auch schön für das Kind, wenn sich beide Eltern entspannt im Urlaub kümmern, aber für den besseren Wiedereinstieg der Mutter in das Berufsleben absolut bedeutungslos. Annette Geldsetzer, Potsdam

Fußball-Neid

„Mies san mir“,

wochentaz vom 25 –31. 3. 23

Der FC Bayern ist der einzige Verein in Deutschland, der auf Augenhöhe mit europäischen Spitzenklubs mithalten kann, ohne Milliarden aus Emiraten. Der Rest der Bundesliga besteht aus punktuell erfolgreichen Gurkentruppen, ohne Plan ohne Ziel. Mir san mir!

Thomas Rödel, Holzminden

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