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wortwechselSchluss mit dem Unsinn? Frieden heißt jetzt Verrat?

taz Le­se­r:in­nen sind empört und enttäuscht über die teils süffisante und sehr einseitige Berichterstattung zum „Manifest für den Frieden“ von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer

Rheinauhafen am Rhein. Wagenknecht und Schwarzer fordern Verhandlungen im Ukraine-Krieg, warnen vor einer „Rutschbahn Richtung Weltkrieg“   Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

„Petition von Wagenknecht und Schwarzer: Zwei wie Pech und Schwefel“,

taz vom 13. 2. 23

Warum diskreditieren?

Warum ist eine Allianz zwischen Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer unheilvoll? Warum sind die Unterzeichner eine „wilde“ Mischung? Und was ist an dem Appell bitte unehrlich?

Der ganze Artikel beschäftigt sich nicht mit dem Inhalt der Petition, sondern versucht über die Diskreditierung der Personen den Inhalt irrelevant zu machen.

Die taz gegen Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht: Ich glaub, ich bin im falschen Film! Karl-Heinz Kern, München

Nicht Putin ist irre, sondern manche Reaktion auf seine militärische Aggression. Sahra Wagenknecht hat populistisch die internationale Solidarität mit den Überfallenen verraten. Alice Schwarzer betreibt unfeministisch die Opfer-Täter Umkehr. Den russischen Überfall militärisch zurückdrängen und danach eine konsequente Abrüstung auf dem europäischen Kontinent einleiten – das ist die nachhaltigste Friedenssicherung.

Klaus-Peter Klauner, Brühl

Wagenknecht und Schwarzer verdienen Respekt und Unterstützung für ihr couragiertes Manifest gegen die verantwortungslose Kriegstreiberei und nicht diese Beschimpfungen.

Deutschland droht in einen Krieg gegen Russland zu schlittern, das muss verhindert werden! Egid Braun, Berlin

Waffen und Verhandeln?

Natürlich sollte man Selenski auffordern, Verhandlungen anzubieten. Aber wenn man ihm gleichzeitig die Waffen zur Selbstverteidigung verweigert, wird Putin entweder gar nicht verhandeln oder die Kapitulation fordern. Putin wird erst dann ernsthaft verhandeln, wenn die Ukraine mit Hilfe westlicher Waffen das momentane militärische Patt aufrechterhalten kann. Die Forderung sollte daher sein: „Waffen, damit Putin einem Waffenstillstand zustimmen muss und das Sterben ein Ende hat.“ Hans Baier, Frankfurt a. M.

„Ruiniertes Lebenswerk“,

taz vom 13. 2. 23

Kein Ruf nach Frieden?

Ruiniertes Lebenswerk? Was ist an einem Appell zu Friedensverhandlungen so schrecklich, dass er ein gesamtes Lebenswerk zunichte machen soll? Seid ihr total gaga? Ich habe vor über 40 Jahren vor während der Verhandlung Bild lesenden Arschlöchern noch meine Gewissensprüfung absolvieren müssen, und seither hat sich absolut nichts ereignet, was mich an meinem Pazifismus hat zweifeln lassen. Nur schreibt die taz 2023 genauso wie die Bild. Oliver Schwan, München

Jan Feddersens Kommentar über einen Aufruf zu Verhandlungen im Ukraine­krieg wäre „selbstverständlich durch das hohe Gut der Meinungsfreiheit“ gedeckt, wäre da nicht der letzte Satz, der Russlands Agieren in der Ukraine mit dem Nazi-Wüten gegen das Warschauer Ghetto gleichsetzt. Warum das grundsätzlich nicht geht und für Deutsche schon zwei Mal nicht, haben Nolte, Habermas und Stürmer 1986/87 abschließend geklärt im Historikerstreit.

Anselm Flügel, Heidelberg

„Moralischer Bankrott?“

Besser kann man die völlige Empathielosigkeit, die die Au­to­r*in­nen und Un­ter­zeich­ne­r*in­nen dieses „Manifests“ an den Tag legen, nicht zum Ausdruck bringen. Allerdings ist das „Manifest“ zwar eine moralische Bankrotterklärung, gleichwohl sind die Werke (bei Schwarzer das Voranbringen der Emanzipation, bei Butterwegge seine sozialpolitischen Publikationen, bei Sonneborn sein Satirewerk) bedeutend und nicht durch dieses „Manifest“ ruiniert. Herzlichen Dank jedenfalls an Jan Feddersen – ein toller Artikel, der einem wahrhaft aus dem Herzen spricht! Frank Liepold, Durmersheim

Ich habe – wie viele andere – das „Manifest für den Frieden“ mit unterschrieben und musste mich nun sehr wundern, dass Jan Feddersen einen derart böse formulierten Kommentar geschrieben hat, der von Unterstellungen und falschen Annahmen nur so strotzt. Der Kommentar scheint mir von einem unreflektierten Furor getrieben. Das Manifest nennt die Fakten, das unermessliche Leid, das bislang den Menschen in der Ukraine zugefügt wurde, es nennt den Urheber, Putins Russland, und beschreibt die Ängste vor einer Eskalation des Krieges, die man angesichts der Brutalität des Angreifers Russland auch bei uns im Westen bedenken sollte. Ausdrücklich wird im Text des Manifestes betont, dass wir „Bürgerinnen und Bürger Deutschlands nicht direkt auf Amerika und Russland“ einwirken können und man deshalb von der deutschen Regierung erwarte, dass sie sich für Waffenstillstand und Friedensverhandlungen einsetzt. Was soll daran „amoralisch“ sein? Hans-Jürgen Kobus, Karlsruhe

Man stelle sich vor, da gibt es tatsächlich Menschen, die einen Aufruf starten für Frieden und Diplomatie und dieser wird dann versucht zu torpedieren, wo es nur geht! So passiert es gerade in der Medienlandschaft mit dem Aufruf „Manifest für den Frieden“. Im Allgemeinen kommt es einem hierzulande vor, als wenn immer mehr Waffenlieferungen und die eigene Aufrüstung ein Segen für den Weltfrieden seien – und alle anderen, die das nicht so sehen, sollten doch lieber schweigen.

René Osselmann, Magdeburg

Können taz-Redakteur:innen nicht auch eingestehen, dass immer mehr schwerere Waffen keine realistischen Vorschläge sind, um einen verheerenden, mörderischen Angriffskrieg Russlands schnellstmöglich zu beenden?

Ja, Putin/Russland hat diesen Krieg begonnen, Putin eskaliert weiterhin und zeigt keine Bereitschaft zu ernsthaften Verhandlungen. Gerade deshalb ist es wichtig, dass es Menschen gibt, die die Frage stellen, ob immer mehr und schwerere Waffen dem Sterben ein Ende setzen und Putin/Russland zu ernsthaften Friedensverhandlungen „bewegen“ können.

Gisela und Hartmut Klein-Schneider, Köln

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