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wortwechselKalter Krieg 2.0? Bitte an den Verhandlungstisch

Das eigene Ende darf mehr sein als das symbolische Schäufelchen Erde auf Urne oder Sarg. Ist Kanzler Scholz zu bürokratisch und zögerlich oder einfach nur ängstlich?

Bundeskanzler Olaf Scholz auf dem Weg zur Kabinettssitzung im Berliner Kanzleramt, 18. Januar 2023 Foto: Annegret Hilse/reuters

Frauenanteil

„Parität ist ein Gebot der Zeit“,

wochentaz vom 21.–27. 1. 23

Das hört sich zunächst mal sehr stimmig an, dass Frauen entsprechend ihrem Bevölkerungsanteil von über 50 Prozent auch in Parlamenten vertreten sein sollten. Bei näherem Hinschauen wird es dann aber komplizierter: Unser Grundgesetz sagt, dass sich in Parteien der politische Wille unserer Bevölkerung organisieren und entwickeln soll. Nur die Grünen weisen einen hohen Frauenanteil von circa 41 Prozent auf – alle anderen zum größten Teil deutlich weniger, bis hin zu kläglichen 21,3 Prozent bei der CSU (Quelle: Statis 2023, Daten von Ende 2019). Und dann wird daraus in sehr populistischer Weise im Zusammenhang mit der Wahlrechtsreform ein „Parität ist ein Gebot der Zeit“ gemacht. Genau das halte ich hier für zutiefst undemokratisch, weil davon ausgegangen wird, dass in den Parteien Geschlechterparität herrscht und genau das ist nicht die Realität. Egal ob Frau oder Mann – jeder kann sich politisch in Parteien organisieren und engagieren.

Gunter Kalinka, Jüchen

Nicht mitgedacht

„Zeitreise ins Ich“,

wochentaz vom 14.–20. 1. 23

Den oben genannten Artikel habe ich mit großem Interesse zu lesen begonnen und ziemlich verärgert beendet – der Autor schreibt von sich, seinem Sohn, seinem Vater, seinem Bruder, diversen Forschenden – so gut wie alles Männer. Er selbst und sein Sohn sind offenbar vom Himmel gefallen, denn die Frauen seiner Familie und ihre Persönlichkeiten und Veränderungen finden so gut wie keine Erwähnung, Forscherinnen ebenfalls nicht. Schon mal was von dem in letzter Zeit eigentlich viel diskutierten Phänomen gehört, dass Frauen nur allzu oft nicht mitgedacht werden?

Martina Fischer, Soltendieck

Kalter Krieg 2.0

„Die Angst ist größer als der Wille“,

wochentaz vom 21.–27. 1. 23

Mir wird ganz schwummerig, wenn ich lese wie bellizistisch sich manche taz-Kommentare positionieren. Frau Zin­gher in berechtigtem moralischen Furor schießt tatsächlich über das Ziel hinaus, wenn sie unseren Bundeskanzler einer emotionalen „Ängstlichkeit“ bezichtigt. Die Ukraine darf nicht verlieren, da hat Scholz Recht. Die Ukraine muss bestehen bleiben, aber weder in Nato noch in EU, sondern als neutraler Staat, denn wir sind längst im Kalten Krieg 2.0. Und die Lösung kann nur am Verhandlungstisch gefunden werden. Russland kann nicht „besiegt“ werden, dass mussten schon andere erfahren, das Land hat unerschöpfliche Ressourcen an Menschen und Rohstoffen, das ist auf lange Sicht noch in jedem Krieg ausschlaggebend gewesen.

Jürgen Schierholz, Bremen

Debattenkultur

„Die Angst ist größer als der Wille“,

wochentaz vom 21.–27. 1. 23

Ich bin mit den meisten Aussagen des Artikels einverstanden. Auch ich finde die deutsche Unterstützung ist zu zögerlich, zu bürokratisch, und ich würde ergänzen, die deutsche Politik versteckt die Frage des Politischen dieses Kriegs hinter ihrer Zögerlichkeit. Das hat mit der deutschen Geschichte zu tun und dass es uns Deutschen nicht gelungen ist, den Nazismus angemessen zu „verarbeiten“, zu erinnern. Was mich an dem Artikel stört, ist der Einstieg. Warum sollte es „mein Krieg“ sein, nur weil ich die Verteidigung der Ukraine unterstütze? Weil ich mich vor einem Triumph der russischen Administration fürchte?

Ich sehe Gefahr für unsere Diskussion, dass Andersdenkende disqualifiziert werden, und zwar durch eine Vereinheitlichungstendenz der Debattenkultur über diesen Krieg. Das erinnert mich an die innen­politische Kultur während des Ost-West-Konflikts, in dem ich aufgewachsen bin. Helmut Hugler, Berlin

Abschied

„Vom Anfang, vom Ende und dem Danach“,

wochentaz vom 21.–27. 1. 23

Liebe Frau Belghaus, beim Lesen Ihres sehr bewegenden und mich berührenden Berichts, kamen mir zwischendurch selbst die Tränen. Und zwar wegen Ihres einfühlsamen, deutlich spürbaren Kummers, den Sie unverstellt und echt zum Ausdruck brachten. Keine leichte Sache in dieser Gesellschaft, in der Tod und Abschied von den Liebsten minimalistisch und mechanistisch zu verkommen droht zu einem symbolischen hochpreisigen Schäufelchen Erde auf Urne oder Sarg in sauber gekehrter Plastikwiese. – Ich vermute – wenn ich das sagen darf –, Ihre sehr gelingende Trauerarbeit ist vielleicht auch dem Umstand zu verdanken, dass Mutters und Ihre Beziehung zueinander zugewandt und keinesfalls sprachlos war. Da hatten auch zuletzt Traurigkeit und Ärger ihren Platz in Ihrem Leben und musste nicht verleugnet werden.

Winfried Grißmer, Hofheim

Zum Nach-Erleben

„Vom Anfang, vom Ende und dem ­Danach“,

wochentaz vom 21.–27. 1. 23

Danke (!) für den Text, Frau Belghaus. Angenehm unwissenschaftlich und direkt geschrieben, zum Nach-Erleben. Ja klar, sich ein bisschen mit dem eigenen Ende zu befassen, täte uns allen gut. Und es hilft auch im Alltag. „Den eigenen Tod immer ein wenig vor den Augen, erfrischt und beruhigt zugleich.“ Wenn ich Kumpels und Kollegen vom Begleiten erzähle, ist die Standardantwort „Das könnte ich nicht“ und das Thema im Moment beendet.

Thomas Teichelmann, München

Irrtum

„Fünf Kilo Korn für jeden“,

wochentaz vom 21.–27. 1. 23

„Wir finden nicht, dass die politische Verantwortung bei den einzelnen Kon­su­men­t:in­nen liegt“, meinen die Autoren. Das halte ich für einen eklatanten Irrtum, der gerade bei „Linken, FFF und so weiter“ oft vorgeschoben wird. Sie meinen, der Staat müsse das regeln. Was soll diese Vorstellung? Der Staat ist dann nur ein Sündenbock, auf den man seine eigene Verantwortung abschiebt. Gemeint ist doch wohl die Regierung? Und diese wird doch in unserer repräsentativen Demokratie von den Bür­ge­r:in­nen und damit von den Kon­su­men­t:in­nen gewählt. Wenn also alle richtig konsumieren würden, hätten wir doch das passende System.

Dietrich A. Strohmaier, Quierschied

Korrelation

„Zum Rasen ohne Tempolimit“,

wochentaz vom 21.–27. 1. 23

Wenn nur noch die 2 Prozent, die schneller als 160 Kilometer pro Stunde fahren, die FDP wählen, wäre ein Tempolimit absehbar. Irina Kerl, Bonn

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