herzensort: Milzbrötchen unter Bäumen
Mit dem Essen im Urlaub ist es manchmal schwierig: Man liest von regionalen Spezialitäten, will die unbedingt probieren, sieht sie auch öfter am Wegesrand – doch wenn dann der Magen knurrt und die Füße lahmen, die Laune sinkt und die Nachmittagsschließzeit naht, da findet man nichts Gscheites und isst am Ende irgendeinen Quatsch.
So wäre es mir beinahe auch in Palermo ergangen. Es war schon nach zwei, meine Mutter brauchte eine Pause, sie wartete in einem verwunschenen Park mit jahrhundertealten Gummibäumen, ich schwärmte aus, mit wenig Hoffnung, und fand: Nni Franco U Vastiddaru, ein Imbiss, den ganzen Tag geöffnet, viele kleine Tische auf unebenem Boden, überspannt von mächtigen Bäumen. Ein ehrlicher Ort. Ein herrlicher Ort! Für wenige Euro gab es hier genau das Essen, von dem ich gelesen hatte. Arancini, panierte frittierte Risottobällchen, und vor allem: Panino con le milza. Ein Brötchen mit Milz und Lunge, auf die man nur ein paar Spritzer Zitrone gibt. Äußerlich wie Geschnetzeltes, doch im Mund von dieser speziellen, mehlig-cremigen Konsistenz, die nur Innereien haben. Ein Traum. Der wahr wurde. Michael Brake
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