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Wenn das Essen an den Bäumen hängt

Bremen- Neustadt,

45.000 Ein­woh­ner*innen. Von hier ist es nicht mehr weit bis zum Werdersee, einem Fleckchen Wasser mit ganz viel Natur nah an der Stadt.

Seit Monaten hatte ich darauf gelauert, jetzt ist es so weit: Die Brombeeren am Werdersee sind reif. 300 Meter Hecke voller praller schwarzer Beeren – alles meins. Oder besser gesagt: Alles umsonst. Wenn es irgendetwas zu ernten gibt, was niemandem gehört, bin ich dabei. Nur zu Marmelade verkochbar sollte es sein, das ist alles, was ich an Einmachtechnik beherrsche. Einmal im Herbst kam ich mit Freun­d:in­nen auf dem Weg an die Ostsee an einem Baum mit extrem leckeren Birnen vorbei. Wir schleppten Kilos von ihnen mit – und bekamen sie nicht auf.

In meiner Nachbarschaft wachsen neben Brombeeren vor allem Holunder und Schlehen. Viel Konkurrenz habe ich nicht. Einmal sammelte ich gemeinsam mit zwei deutsch-türkischen Vätern und ihren Kindern Brombeeren. Sie waren besser ausgerüstet als ich und liehen mir ihre Leiter. Ein anderes Mal tauschte ich mit einer Gruppe älterer Deutsch-Türken Tipps zur Schlehenverabeitung aus.

Und dann, im Winter, wenn es wirklich nichts mehr zu ernten gibt, nicht einmal mehr Nüsse, stehe ich fassungslos im Supermarkt und frage mich, was das für eine Welt ist, in der man für Nahrung bezahlen muss. Eiken Bruhn

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