die kinderfrage: „Warum sind überall kleine Fussel in der Luft, wenn die Sonne scheint?“
Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Lioba, 7 Jahre alt.
Liebe Lioba,
ja richtig, man könnte meinen, es geht nicht mit rechten Dingen zu, wenn am Nachmittag oder am frühen Morgen ein Sonnenstrahl in die Wohnung scheint, und darin die Fussel Samba tanzen. Hat etwa wieder wer nicht richtig gestaubsaugt? Sind die Wollmäuse von unter dem Bett explodiert? Oder sind Sonnenstrahlen etwa staubig?
Wenn du Ärzte fragen würdest, warum du manchmal Fussel siehst, wenn die Sonne scheint, dann würden sie dich wahrscheinlich fragen, ob du Kopfschmerzen hast. Menschen nämlich, die unter Migräne leiden, also sehr starken Kopfschmerzen, sehen manchmal Fussel auf- und abtanzen oder gar kleine Regenbogen.
Nun hast du aber keine Ärzte sondern uns gefragt und Kopfschmerzen hast du hoffentlich auch keine. Daher also die richtige, wissenschaftliche Antwort (auch wenn sie ein bisschen so klingt, als hätte sie sich ein Einhorn ausgedacht): Die tanzenden Fussel, die du herumschweben siehst, sind immer da, auch nachts, wenn das Licht aus ist (und erst wenn sie am Boden aufgeschlagen sind, werden Wollmäuse daraus). Bei den Fusseln handelt es sich nämlich um nichts anderes als größere Staubpartikel. Groß genug, dass du sie mit bloßem Auge erkennen kannst. Die kleineren Partikel aber sorgen dafür, dass du den Sonnenstrahl überhaupt sehen kannst. Sie reflektieren das von der Sonne ausgehende Licht, das sonst einfach auf den Boden fallen würde. Der Staub sorgt dafür, dass das Licht so gestreut wird, dass du es als Lichtstrahl sehen kannst.
Und, klar: Fussel nerven, Staub nervt. Frag deine Eltern. Doch ohne den Staub, den man immer mühsam von den Möbeln wischen muss, wäre alles nichts. Ohne Staub gäbe es nicht einmal einen blauen Himmel, denn auch dieser besteht aus nichts anderem als Staub, der das Sonnenlicht reflektiert. Es ist allerfeinster Staub, der das Licht auf eine Weise bricht, die es blau erscheinen lässt. Ohne Staub wäre der Himmel so schwarz wie in mondlosen Nächten – sehen würdest du nur die gleißend-helle Sonne.
Und am Ende, liebe Lioba, bestehen sogar wir Menschen, du und ich und deine Eltern, aus nichts anderem als Staub. Aber das ist dann wieder eine andere Frage. Martin Reichert
Hast du auch eine Frage?Dann schreib sie uns ankinderfragen@taz.de
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen