: Zuviel des Jubels
Betr.: „Neonazis mit ihrer Einstiegsdroge kontern“ taz nord vom 23.6. und Montags-Kolumne „Der rechte Rand“
Der Artikel von Lukas Sander hat mich allerdings mehr als verwundert. Denn Lukas Sander hat leider nicht nachgefragt, warum eigentlich das Landeskriminalamt in Niedersachsen Präventionsprojekte gegen Rechts forciert. Rechtsextremismus ist bekanntlich nicht alleine ein polizeiliches Problem. So bleibt ein Widerspruch der niedersächsischen Landesregierung, die der Polizei die Gelder zuschiebt und gleichzeitig Zuschüsse für „Schulen gegen Rassismus“, Opferberatungen sowie Bildungs- und Gewerkschaftsinitiativen gegen Rechts kaum bewilligen mag. Wenigstens Andreas Speit hat [in der Montagskolumne, d. Red.] auf dieses Problem hingewiesen. Dennoch bleibt die Frage, ob der Landesregierung zivilgesellschaftliche Projekte als zu suspekt erscheinen, zeigen sie ja auch mal rechte Positionen in der „Mitte“ auf. EVA HEIDRICH, Hamburg
Als treue Leserin bin ich doch erstaunt über den Artikel „Neonazis mit ihrer Einstiegsdroge kontern“ von Lukas Sander. Bisher ging ich davon aus, dass ihr als kritische Zeitung keine einseitige Berichterstattung zu staatlichen Institutionen präsentiert. Als eine der wenigen Zeitungen, die damals schon den „kurzen Sommer des Antifaschismus“ hinterfragten, wundert es mich nun umso mehr, wie Herr Sander unerwähnt lassen kann, dass der Polizei zivilgesellschaftliche Aufgaben zugeschoben werden und gleichzeitig selbstständige Projekte in dem Bereich der Hahn zugedreht wird. Die Debatte um Kürzungen von Projekten – nicht nur in Niedersachsen – ist doch sonst euer Thema oder bleibt in der Berichterstattung zumindest nicht unerwähnt.
Diese positive Darstellung der tollen Arbeit des Landeskriminalamts, das doch sonst kaum etwas gegen Rechts tut, hätte ich nicht erwartet. Auch wäre es vielleicht angebracht, zu diskutieren oder zumindest in Frage zu stellen, ob diese neue Aufgabe überhaupt in den Aufgabenbereich des LKA fallen sollte. Ich hoffe, dass ihr bei solchen Themen in Zukunft wieder mehr den taz-Blick, der weiter reicht als der der übrigen Zeitungen, habt.
Freuen tut mich, dass die taz auf dem rechten Auge nicht blind ist. Hoffentlich berichtet die neu eingerichtete Kolumne nicht nur über die Umtriebe der Rechtsextremen, sondern die des gesamten rechten Rands. MARIE FRANK, Hamburg