meinungsstark:
Wer wird „unter Palmen“ geimpft?!
„Coronavirus in der Karibik: Impfen unter Palmen“,
taz vom 2. 4. 21
Ich bezweifle, dass auf Kuba auch nur eine Person unter einer Palme geimpft werden wird. Dies ist schon Ihr dritter Artikel innerhalb eines Jahres, der unter der sehr vorurteilbehafteten Phrase „unter Palmen“ in der Überschrift erscheint. Wir, die wir „unter Palmen“ wohnen, leben, arbeiten, tun dies im seltensten Fall in Fallweite einer Kokosnuss. Im Gegenteil, in der Karibik ist sehr viel Beton verbaut (wo es finanziell besser geht) und dementsprechend befinden sich Ärztinnen und weitere Mitarbeiter im Gesundheitsdienst meistens unter Neonröhren und Klimaanlagen, aber nie unter Palmen. Es wäre nett, wenn Sie Ihre stereotypisierenden Überschriften reduzieren könnten. Noch schöner wäre es, wenn Sie aus Ihrer Komfortzone herauskommen würden und sich der dringenden Themen der Karibik, die zum Teil auch EU-Gebiet ist, annehmen würden. Wer transeuropäisch denkt, der sollte bei den Peripherien beginnen, sonst schafft man es erst recht nie, so weit zu denken.
P. S.: Es ist gerade sehr bewölkt, und somit kommt diese Nachricht auch nicht von „unter der Sonne“. Die Trockenzeit war überraschenderweise nass, wodurch zumindest die Wasserversorgung dieses Jahr gesichert sein dürfte – im Gegensatz zum Vorjahr. Aber das hat auch niemanden interessiert unter Ihrer Zunft in Europa. Viktor Rosner, Martinique
Linker Ethnozentrismus?
„Identitätspolitik in linken Szenen: Das Normale ist politisch. Identitätspolitik ist vielen zuwider, weil sie sich nicht betroffen fühlen und als „normal“ sehen. Über das Verhältnis linker Milieus zu Normalität“, taz vom 1. 4. 21
Das Problem mit identitärer Politik ist doch nicht, dass sie „Normalos“ verschrecken könnte. Es ist der Inhalt. Wenn Sprecher*innen nach sexueller Identität, Hautfarbe, Alter und was sonst noch alles beurteilt und eingereiht werden, fallen wir zurück hinter eine basale Errungenschaft der bürgerlichen Gesellschaft: die formale Gleichheit. Trotz gegenläufiger bester Absichten: Wenn nur Schwarze für Schwarze und nur Weiße für Weiße sprechen sollen, kommen wir dem Ethnozentrismus der neuen Rechten – Afrika den Afrikanern, Franzosen für Franzosen, Deutsche für Deutsche – bedenklich nahe. Ulrich Schachtschneider, Oldenburg
„Pulp fiction“ – entehrt!
„Von Wölfen, Leoparden und der CDU“, taz vom 3./4./5. 4. 21
Hallo taz-Team, muss mal wieder etwas loswerden. Der Autor referenziert auf den Film „Pulp Fiction“. Dabei sind ihm aber gleich mehrere Fehler unterlaufen: John Travolta erschießt im Wagen nicht „Brett“, sondern „Marvin“. Und Marvin war nicht ihr Gefangener, sondern ihr Informant. Harvey Keitel sagt (in der deutschen Synchronisation) nicht „Mein Name ist Winston Wolf“, sondern „Mein Name ist Mister Wolf“. Um es kurz zu machen: Der Autor begeht Blasphemie an meinem Lieblingsfilm. In Zeiten des Mittelalters hätte dies auf jeden Fall ein böses Ende für ihn genommen. Stefan Torres, Bielefeld
PCR-Tests: Verwaltungsgericht Wien
Liebe taz-Leute, am 24. 3. 21 hat das Verwaltungsgericht Wien ein Demonstrationsverbot aufgehoben. Das Verbot war unter anderem mit seuchenhygienischen Argumenten begründet worden. In der Urteilsbegründung führt das Gericht aus, dass Ergebnisse von PCR-Tests, die nicht den Vorgaben der WHO gemäß erfolgen (positiver PCR-Test allein ist kein Nachweis einer Infektion, siehe WHO-Verlautbarung vom 20. 1. 21), keine Schlüsse auf das Pandemiegeschehen zulassen. Das Urteil wirft die bedeutende Frage nach der Gültigkeit der Grundlagen von Entscheidungen auf, die seit einem Jahr Grundrechte suspendieren und deren Schäden und „Nebenwirkungen“ noch gar nicht zu ermessen sind. Wollen Sie ein österreichisches Gericht jetzt als „Coronaleugner“ betiteln? Warum wird ein so bedeutender Vorgang (auch für Deutschland) mit keinem Wort bei Ihnen erwähnt? Jens Böhling, Hitzacker
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