kinotipp der woche: Sich überraschen lassen
Von Fado bis Punk: Beim zehnten Norient Filmfestival gibt es Musikdokus aus der ganzen Welt im Stream zu sehen
Die Schweizer Onlineplattform Norient sammelt Texte, Bilder, Videos und Filme, die Musik in möglichst grenzenloser Vielfalt dokumentieren. HipHop im Senegal etwa oder auch Subkulturelles aus Indonesien. Obskur, seltsam, in solchen Kategorien wird hier nicht gedacht. Jedes Geräusch kann wunderbare Musik sein, da ist man ganz John Cage verpflichtet.
Die zehnte Ausgabe des von Norient ausgerichteten Filmfestivals musste nun in den digitalen Raum verschoben werden. Der Vorteil: Nun lassen sich die Filme (wenngleich nicht alle) auch in Deutschland ansehen, Dokus aus dem Libanon, Marokko, Ghana, Portugal, schlichtweg von überall her. Punk, Fado, Rembetiko, Clubmusik aus Baltimore, alle nur erdenklichen Stile, Genres und ethnische Volksmusiken werden verhandelt. Allein das Programm auf der Norient-Homepage vdurchzuforsten und dabei profunde Essays zu den jeweiligen Filmen zu lesen, bereitet Vergnügen. Und dann heißt es vor allem: Sich überraschen lassen.
Etwa von Felix Blumes „Curupira, Creature of the woods“, einem minimalistischen Kunstfilm, der eigentümlich fesselt. Man sieht Bewohner eines Dorfes, mitten im brasilianischen Amazonasgebiet, wie sie nacheinander den Geräuschen des Regenwaldes lauschen. Es zirpt und raschelt, wie es in dieser wilden Natur üblich ist. Doch immer wieder kommen eigentümliche, ständig anders klingende Laute hinzu. Und die Hörenden sind sich einig: Das ist die Curupira, ein mythisches Wesen, das hier sein Unwesen treibt. Mit Naturgeräuschen und bewegungslosen Kameraaufnahmen schafft es Blume, mit einfachsten Mitteln eine spannende und auch unheimliche Geschichte zu erzählen. Andreas Hartmann
Die Filme des 10. Norient Filmfestivals lassen sich vom 27. bis 31. 1. und vom 19. bis zum 21. 2. streamen unter www.norient.com.
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