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Corona bremst Ausbildung aus

Betriebe und Bewerber gehen weniger Ausbildungsverhältnisse ein. Die Politik erweitert Parkprogramme.

Handelskammer-Präses Norbert Aust spricht von einem „dramatischen Rückgang“ der Ausbildungsplätze um 20 Prozent

Von Marco Carini

Hamburg setzt auf Appell und Warteschleife. Weil die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze zurückgeht und sich auch viele SchulabgängerInnen noch nicht für eine Ausbildung beworben haben, appellierten Schul- und Wirtschaftsbehörde, Handels- und Handwerkskammer und die Agentur der Arbeit am Dienstag an Unternehmen und Jugendliche. An die Wirtschaft, trotz Corona-Einbrüchen weiter auszubilden, an die SchulabgängerInnen sich jetzt einen der noch freien Ausbildungsplätze zu schnappen.

Der neue Handelskammer-Präses Norbert Aust sprach in diesem Rahmen von einem „dramatischen Rückgang“ von 20 Prozent Ausbildungskapazität bei den der Kammer angeschlossenen Unternehmen. Laut einer Kammer-Umfrage wollen rund ein Viertel der Betriebe die Ausbildung in diesem Jahr zurückfahren. Handwerkskammer-Präses Hjalmar Stemman betonte, in seinem Beritt seien von Januar bis Mai knapp zehn Prozent weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen worden als im Vorjahr. Dagegen sei nicht zu beobachten, dass laufende Ausbildungsverhältnisse gekündigt würden. Bei der Agentur für Arbeit sind gegenwärtig 4.770 offene Ausbildungsstellen im Angebot, rund zehn Prozent weniger als im Vorjahr. Die Zahl der BewerberInnen sei in ähnlichem Umfang auf 3.960 zurückgegangen.

Da in den vergangenen Wochen aber auch die berufsorientierenden Maßnahmen an den Schulen ausgefallen sind, haben viele SchülerInnen, die im Sommer die Schule verlassen, sich noch nicht für einen weiteren Weg entschieden. Es sei deshalb noch nicht endgültig abzusehen, ob sich der Bewerbungs- und Auswahlprozess für einen Ausbildungsplatz dieses Jahr nur verzögere und in welchem Umfang tatsächlich die Ausbildung reduziert werde. Da könne es sinnvoll sein, den Bewerber­Innen und Betrieben die Möglichkeit zu geben, den Beginn der Ausbildung bis in den November hinein zu verschieben.

Um den aktuellen Stellen- und BewerberInneneinbruch auf dem Ausbildungsmarkt abzufedern, erweitert die Stadt, das Ausbildungsvorbereitungs-Programm AvDual, bei dem die Kids zwischen berufsbildender Schule und Praktikum hin- und herpendeln – in der Hoffnung, dass die Praktikums-Anbieter sie später als Azubis übernehmen. Die Kapazität dieses Park-Programms soll um rund 700 Plätze erweitert werden. Auch das Programm Berufsqualifizierung mit Ausbildungsplatzgarantie soll von 250 auf 600 Plätze erweitert werden.

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