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Archiv-Artikel

Der Stolz der Seefahrt

Ein Ereignis mit historischen Dimensionen: Heute läuft in Hamburg das weltgrößte Passagierschiff ein. Die „Queen Mary 2“ gilt als unsinkbar. Das hat man auch schon von anderen Schiffen behauptet

Eine halbe Million Schaulustige werden erwartet , wenn die Queen Mary 2 heute nach Hamburg kommt. Der Ozeanriese soll um halb sechs Uhr morgens am Kreuzfahrtkai der Hafencity festmachen, in Begleitung von 400 Barkassen und Motorbooten. Die Queen Mary 2 ist mit 150.000 Tonnen fast dreimal so schwer wie die Titanic. Wie diese gilt auch sie als unsinkbar. Doch was schwimmt, das kann auch sinken, sagt eine norddeutsche Küstenweisheit. Zur Begrüßung des majestätischen Dampfers erinnert die taz nord an die besten Schiffsmeldungen der letzten 500 Jahre.

Good bye, Mary Rose

Am 19. Juli 1545 sank die Mary Rose zwischen Portsmouth und der Isle of Wight, während Heinrich VIII. von Land aus zusah. Die Mary Rose gehörte zu einer Flotte, die versuchte, eine französische Landung auf der Isle of Wight zu verhindern. Das Schiff kenterte, ohne einen Schuss abgefeuert zu haben. Von den rund 700 Mann Besatzung überlebten um die 30. Die Ursache ist nicht endgültig geklärt, möglicherweise war das Schiff überladen – statt der 700 Mann Besatzung war es eigentlich nur für 400 vorgesehen. Historiker vermuten, dass die Besatzung Segelbefehle nicht richtig oder gar nicht ausgeführt hat. Kurz vor dem Kentern soll der Kapitän Sir George Carew (ebenfalls ertrunken) gerufen haben: „Mit solchen Narren kann ich nicht arbeiten!“

Schwedens Ruhm & Ehre

Am 10. August 1628 geht die Vasa auf ihrer Jungfernfahrt vor Stockholm unter. Die Vasa sollte das größte Kriegsschiff der Welt sein und wurde darum auf Befehl von König Gustav II. Adolf mit einem zusätzlichen Kanonendeck ausgestattet. Ein fataler Fehler – durch das neue Kanonendeck lag der Schwerpunkt zu hoch. Nach 1.000 Meter Fahrt neigte sich das Schiff, durch die Öffnungen für die Kanonen drang Wasser ein. Der Untergang dauerte nur wenige Minuten, 50 Mann starben unter Deck. Immerhin war es der Vasa noch gelungen, einige Salutschüsse abzugeben.

Die unsinkbare Legende

In der Nacht zum 15. April 1912 versinkt die Titanic auf ihrer Jungfernfahrt im Atlantik. Unglücksursache: ein Eisberg. Hauptproblem: Zu wenig Rettungsboote. 1997 wird das Unglück nachgestellt, James Cameron schreibt das Drehbuch und führt Regie, die Hauptrollen spielen Leonardo di Caprio und Kate Winslet. Während die Titanic untergeht, bläst die Bordkapelle. Leonardo die Caprio besorgt Kate Winslet ein Rettungsboot, dann läuft er blau an und ertrinkt.

Alles wie geschmiert

Am 24. März 1989 läuft der Esso-Tanker Exxon Valdez vor Alaska auf ein Riff. 42.000 Tonnen Öl treten aus, der Prinz-William-Sund wird mit einem riesigen Ölteppich überzogen. Mehr als eine halbe Million Vögel, Tausende Otter und mehrere Grauwale sterben. Insgesamt 2.000 Kilometer Küste sind betroffen. Esso wird auf fünf Milliarden Dollar Schadenersatz verklagt. Der Kapitän soll zum Zeitpunkt des Unglücks betrunken in seiner Koje gelegen haben.

Und wie erging’s der Braer?

Am 5. Januar 1993 sinkt der unter liberianischer Flagge fahrende Tanker Braer vor den Shetland-Inseln. „Die Felsen hatten seinen Rumpf aufgeschlitzt, als handele es sich bei dem 89.000-Tonner um eine Konservendose“, schrieb der Spiegel. Glück im Unglück: Das austretende Öl wird vom Sturm verteilt. Der griechische Kapitän hatte sich trotz stürmischer See für die kürzere, aber gefährliche Route zwischen den Shetland-Inseln entschieden. Der philippinische Chefmaschinist berichtete später von einem Maschinenschaden. Eine „Monsterwelle“ habe Wasser in die Treibstofftanks gedrückt.

Trotz redlichen Bemühens

Am 2. März 2001 schlagen die Monsterwellen wieder zu. Auf dem Weg von den Falkland-Inseln nach Argentinien gerät das Kreuzfahrtschiff Endeavour (zu Deutsch: Bemühung, Anstrengung) in einen Orkan und trifft hintereinander auf drei Riesenwellen. „Mit einen mal tauchten dann drei etwas größere Herren auf, und bei dieser Wetterlage war überhaupt keine Chance, denen auszuweichen“, berichtete der Kapitän später. Die ersten beiden Wellen überstand das Schiff, durch die dritte wurde es unter Wasser gedrückt. Schwer lädiert rettete sich die Endeavour nach Montevideo.

Bremen tiefer gelegt

Am 22. Februar 2002 wird die MS Bremen Opfer der Riesenwellen. Das nur 111 Meter lange Kreuzfahrtschiff kreuzt im Südatlantik zwischen den Falklands und dem Kap der Guten Hoffnung, als ein Sturm aufkommt. Die MS Bremen wird frontal von einem 35 Meter hohen Brecher erfasst, der die Verglasung des Brückendecks zerschmettert. Die Folge ist ein Kurzschluss, die Elektronik fällt aus. Eine halbe Stunde ist die MS Bremen manövrierunfähig und treibt quer zu den Wellen. Nur mit sehr viel Glück schafft sie es in den nächsten Hafen. bit / smv / wie