Das kommt: Feuertonne gegen Castor
Protestbündnis Castor stoppen!
Der Ausstieg aus der Atomenergie? Läuft zäh, geht aber doch irgendwie voran. Atommülltransporte nach Gorleben? Gab es schon seit Jahren nicht mehr. Die Suche nach einem Endlager? Findet (noch) weitgehend im Verborgenen statt. Die Ansatzpunkte und symbolträchtigen Regionen für massenhaften Anti-Atom-Protest sind zuletzt geschwunden, nur an den Atomstandorten arbeiteten sich verbliebene Aktivist*innen an Betreibern und Behörden ab und mühten sich um Öffentlichkeit für ihre Anliegen.
Doch jetzt sollen wieder Züge mit Castorbehältern nach Deutschland rollen. Zwar nicht ins Wendland, aber zu den Zwischenlagern Biblis (Hessen), Philippsburg (Baden-Württemberg), Isar (Bayern) und Brokdorf (Schleswig-Holstein). Die Castoren mit hoch radioaktivem Atomschrott kommen aus den Wiederaufarbeitungsfabriken La Hague (Frankreich) und Sellafield (Großbritannien), in denen abgebrannte AKW-Brennstäbe auch aus Deutschland recycelt wurden. Die erste Fuhre nach Biblis wird noch für das erste Halbjahr 2020 erwartet.
Beim Stichwort Castor gibt es denn auch gleich eine deutschlandweite Mobilisierung zum Protest. Zwischenlager würden zu ungeeigneten Langzeitlagern, „Atommüll soll wieder sinnlos von einem Ort zum anderen verschoben werden“, erklärt das kurzfristig gebildete Protestbündnis „Castor stoppen!“.
In rund einem Dutzend Orten werden Atomkraftgegner*innen an diesem Sonntag gegen die Transporte demonstrieren.
In Salzgitter, wo das frühere Eisenerzbergwerk Schacht Konrad zum Endlager für schwach und mittel radioaktiven Atommüll umgebaut wird, wollen sich die Aktivisten zu einer Kundgebung am Sitz des Bundesamtes für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) treffen. Angekündigt ist dort eine „Protestkundgebung mit Feuertonne und Redebeiträgen“. In Gorleben wollen Umweltschützer mit einem „Sonntagsspaziergang“ das Erkundungsbergwerk für ein Endlager umrunden und dann ein paar Meter weiterziehen zum traditionellen „Gorlebener Gebet“.
In Grohnde ist das störfallträchtige Atomkraftwerk Treffpunkt für eine Mahnwache. Und in Hamburg informiert das örtliche Anti-Atom-Büro in der Roten Flora über Castortransporte. „Unser Protest wird bunt und vielfältig sein“, so das Bündnis. „Bei der Vielfältigkeit der Aktionen achten wir darauf, dass wir uns gegenseitig nicht gefährden.“ Reimar Paul
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen