: Assad gegen Intellektuelle
Regisseur Orwa Nyrabia ist verschwunden
Geht es um Kultur, Film, Widerstand, Orwa Nyrabia war überall zugegen. Der 1977 geborene Filmemacher, Journalist, Produzent, Schauspieler und Direktor des Internationalen Dokumentarfilmfestivals Dox Box ist eine zentrale Figur im zivilen syrischen Widerstand. Nyrabia ist auch einer der ganz wenigen, die es wagten, ihre Kritik am Regime im eigenen Namen kundzutun.
Daher wunderten sich auch viele, wie lange das Multitalent, der aus einer angesehenen und wohlhabenden Damaszener Familie stammt, dieses gefährliche Spiel mehr oder weniger unbeschadet durchhielt. Bislang wurde er erst einmal verhaftet und kurz darauf wieder freigelassen. Noch vor wenigen Wochen war Nyrabia in Berlin, um im Rahmen der Kunstausstellung „Kunststoff Syrien“ von den nach wie vor andauernden zivilen Protesten im Land zu berichten. Und von der neu erwachenden Kunstszene vor allem der jungen Leute, die in Deutschland noch kaum jemand kennt. Seit dem 23. August ist er verschwunden. Angeblich war er auf dem Weg nach Kairo, und die Vermutung liegt nahe, dass er am Flughafen in Damaskus abgefangen wurde. Seitdem ist seine Familie ohne jede Nachricht von ihm.
Orwa Nyrabia hat in Damaskus bis 1999 an der Kunsthochschule studiert und zunächst als Kolumnist für die Zeitung Assafeer Newspaper geschrieben. Vor etwa vier Jahren wandte er sich dem Film zu. Zunächst arbeitete er als Regieassistent für den syrischen Filmemacher Oussama Mohammad, der es mit „Sacrifices“ bis zum Filmfestival nach Cannes schaffte. Im ebenfalls in Cannes gezeigten Film „Das Tor zur Sonne“ spielte er die männliche Hauptrolle. Seinen Lebensunterhalt bestritt Nyrabia nicht zuletzt mit Werbefilmen fürs Fernsehen. Nachwuchsförderung, insbesondere die Arbeit mit jungen SchauspielerInnen, war ihm ein Anliegen, und auch als Produzent hat er viele Nachwuchstalente gefördert. 2008 gründete er gemeinsam mit seiner Frau Diana El Jeiroudi Dox Box. Das Filmfest entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit zu einem der wichtigsten Festivals in der sogenannten arabischen Welt. 2012 wurde es mit dem European Documentary Award ausgezeichnet.
Internationaler Druck kann entscheidend dazu beitragen, den Künstler vor dem Schlimmsten zu retten. IK