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Kito Nedoschaut sich in Berlins Galerien um

Als Yoko Ono in den frühen 60ern mit ihren Haiku-ähnlichen Anweisungen die Idee zum eigentlichen Kunstwerk erklärte, war damit auch der Gedanke einer Kunstproduktion für alle verbunden. Gleichzeitig kam es auf die Produktion von Kunstobjekten aber gar nicht mehr an. Die in der Kienzle Art Foundation gezeigte Installation „Sisyphos glücklich“ von Malte Frey und Julian Reiser basiert auf anderen Prämissen. Vor zwei Jahren spielten die beiden Maler mit kurzen Ansagen für die Produktion von Bildern im Format 29 mal 24 Zentimeter Ping Pong und versetzten sich so in den Modus des beschleunigten Bildermachens. Die 120 Anweisungen kann man in einem kleinen Heft nachlesen und in der Ausstellung mit den ausgeführten Bildern abgleichen. Zum Beispiel: „Male ein hässliches Tier sehr schön.“ Oder: „Male dich selbst als Torte“ (bis 30. 8., Do.–Fr. 14–19 Uhr, Sa. 11–16 Uhr, Bleibtreustr. 54).

Frostig und distanziert erscheint der Bezug auf die Landschaft, welchen Klaus Jörres bei Dittrich & Schlechtriem in seinen neuen Gemälden präsentiert. Kühl klingt auch der Ausstellungstitel: GrünLand. Der Berliner Maler schichtet seine Bilder mithilfe von Farbe und Klebeband in strengen monochromen Streifen und Moiré-artigen Rastern auf die Leinwand. Im Kopf ihrer Betrachter*innen beginnen sie unwillkürlich zu flimmern. Als hätte jemand einen unsichtbaren Schalter umgelegt. Dem Blick auf Überwachungsbildschirmen scheinen sie deshalb näher als einem malerischen Panorama, welches sich etwa auf einer Wanderung vor dem Auge ausbreitet. Einige der Leinwände hat der Künstler beidseitig auf freistehende Metallrahmen montiert, die sich auf Rollen durch den Raum schieben lassen und den technizistischen Charakter unterstreichen (bis 7. 9., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Linienstr. 23).

Im Werk des Malers, Installations- und Videokünstlers Daniel Laufer hingegen scheint es so zu sein, dass er das immersive Schwelgen in Tönen und Bildern, so wie man es vom Kino her kennt, durchaus liebt – ihm gleichzeitig aber auch misstraut. Immer dann, wenn man bei der Betrachtung von Laufers 17-Min. Video „Timeline“ in der Galerie KM beginnt, die Außenwelt zu vergessen, taucht am unteren Bildrand ein laufender Timecode auf, wie um an die Gemachtheit der Bilder und das unaufhörliche Verrinnen der Zeit zu erinnern. Laufer verschachtelt seine Szenen zu traumartigen Sequenzen, die sich um Erinnerungs- und Selbstergründungsmotive drehen: Schlaf, Bücher, Notizen und spiegelnde Flächen wie Glas, Metall oder Wasser (bis 31. 8., Mi.–Sa. 14–18 Uhr & n. Vereinb.: info@km-galerie.com, Mehringplatz 8).

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