: Rheinischer Sündenpfuhl
Nicht nur Meisner freut sich auf den „Weltjugendtag“
Diese vermaledeiten Achtundsechziger! „Das sind metaphysische Asylanten, Obdachlose“, hat denen Kölns Erzbischof Joachim Meisner jetzt endlich einmal gründlich den Kopf gewaschen. „Die wissen nicht, wo sie hingehören.“ Und ihre Kinder haben sie auch noch gleich mit ins Unglück gestoßen, weiß der fromme Gottesmann pünktlich zum morgen beginnenden „Weltjugendtag“ zu berichten: „Aber weil Eltern und Lehrer die Jugend nicht mehr an die Quellen des Lebens führen, kommt es zu Ersatzhandlungen wie etwa zum Griff nach Kondomen und der Pille.“ Schlimme Folge besonders des elterlichen Versagens: „Wenn sie die Wirklichkeit Gottes nicht eröffnen, werden die Kinder zu geistigen Krüppeln.“
Doch zum Glück gibt es ja noch Jugendliche, über die sich Meisner freuen kann. Deren Eltern sind nicht von diesem unchristlichen Achtundsechzigervirus befallen. Und deswegen kommen jene Kids auch zum „Weltjugendtag“ nach Köln. Obwohl das katholische Höllenspektakel erst morgen offiziell startet, stößt man auf sie bereits jetzt an allen Ecken und Enden. Stolz tragen die mehr oder weniger jungen Pilger ihre schmucken „Weltjugendtags“-Rucksäcke auf ihren Rücken. In denen ist alles enthalten, was sie an den tollen Tagen brauchen. Zum Beispiel ein kleiner neckischer Fingerrosenkranz. Kondome natürlich nicht, wozu auch?
Doch trotzdem birgt die Reise ins Rheinland für die jugendlichen Gottesfürchtigen einige Gefahren. Darauf jedenfalls weist der Düsseldorfer Strafrechtsanwalt Udo Vetter hin. Denn nach Informationen einer als Prostituierten arbeitenden Mandantin, so ist in seinem Weblog unter www.lawblog.de nachzulesen, sollen die Zimmer in den einschlägigen Etablissements inzwischen „hoffnungslos überbucht“ sein. „Fachkräfte“ würden „bundesweit zusammengetrommelt“ und es gebe bereits „Wartelisten für spät entschlossene Freiberuflerinnen“. Auch die Privatwohnungs-und Clubszene verstärke die Belegschaft „mit Kolleginnen aus ganz Deutschland und Benelux“: „Man richtet sich auf verschärften Schichtdienst ein.“ Vetter: „Insgesamt, so verlautet aus der als verlässlich eingeschätzten Quelle, „herrscht in der Branche eine Stimmung ‚wie bei den Taxifahrern am Tag vor Silvester‘“. PASCAL BEUCKER