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Wohnprojekt der Generationen

Die Chance, das nachbarschaftliche Zusammenleben in einem Gemeinschaftsprojekt zu verwirklichen, organisiert jetzt das „Netzwerk Bauen und Leben“: Für eine Fläche im Weidedammgebiet werden noch interessierte MitstreiterInnen gesucht

„Unser Konzept hat wohl überzeugt – es gibt nicht viele solche Initiativen“

bremen taz ■ Generationen übergreifend wohnen – und „das Wie“ selber planen, davon träumt Andrea Sabellek schon länger. Seit sie im Frühjahr an einer Informationsveranstaltung des „Netzwerks Bauen und Leben“ teilnahm, scheint sie ihrem Ziel ein Stück näher. Auf rund zwölf Personen ist die Gruppe inzwischen angewachsen, mit der sie im Weidedammgebiet ein Grundstück bebauen will – nach eigenen Vorstellungen und zusammen mit künftigen NachbarInnen, die sich mehr zu sagen haben, als nur „Guten Tag“. Aber es könnten noch ein paar verbindlich Interessierte mehr werden, hoffen die jetzigen MitstreiterInnen und Netzwerk-Koordinator Joachim Böhm. Noch bis November hält die städtische Immobiliengesellschaft GBI der Initiative das Grundstück vor – dann müssen Verträge her.

„Unser Konzept hat wohl überzeugt“, begründet Böhm diese Kooperation seitens der GBI. „Es gibt ja auch nicht viele Initiativen von unserer Art.“ Und schließlich müsse jeder Stadt daran gelegen sein, attraktives Wohnen und Zusammenleben zu fördern. Der Ingenieur koordiniert die erste Planungsphase des Projektes, die im November in einen Kaufvertrag für das Grundstück und in konkrete Bauplanung für die 1.500 Quadratmeter Grundfläche münden soll. Ein viergeschossiges Haus mit aufgelockerter Fassade – damit es nicht so klotzig daher kommt, ein überglastes Atrium, Gemeinschaftsräume und Fahrstuhl, vielleicht Tiefgarage, das sind die groben Planungsmeilensteine.

Ökologie, soweit bezahlbar, inklusive. Drumherum rund 900 Quadratmeter Freifläche – gerne Garten. Ein paar alte Bäume stehen schon auf dem Südgrundstück dieses „Hauses am Fleet“ – so der bisherige Arbeitstitel. Noch endet hier die Straße im Wendehammer. Nebenan steht auf der einen Seite schon ein großes Haus, daneben ist ein Kindergarten eingezogen. „Wir wünschen uns gerne noch jüngere Interessierte“, sagt Böhm. Denn die jüngste Mitplanerin ist bislang die 39-jährige Andrea Sabellek. Auch die Behindertenpädagogin, die selbst mit dem elektrischen Rollstuhl unterwegs ist, musste das mit Überraschung feststellen.

„Für die meisten geht es um den Aspekt des Älterwerdens“, fasst sie zusammen. Auch wenn die Hälfte der Interessierten noch berufstätig sind. Wie Veronika Kramer beispielsweise, die mit ihrer über 80-jährigen Mutter einziehen will. Dem barrierefreien Wohnen würde sie das mehrgeschossige Häuschen in Findorff opfern. „Schweren Herzens“, wie die 61-Jährige selbst sagt. Doch ihr Realitätssinn ist stark. Für einen Umzug spräche zudem die Bushaltestelle vor der Tür des geplanten Neubaus.

Sabellek dagegen plant keinen Kauf. Sie will nur mieten. „Demnächst werden wir auf die Suche nach Investoren gehen“, sagt sie zuversichtlich. Koordinator Böhm bestätigt diese Überlegungen grundsätzlich. Nicht jeder könne die rund 2.000 Euro pro Neubauquadratmeter aufbringen.

Auch sollten Menschen in den unterschiedlichsten Lebensphasen im Wohnprojekt einziehen können. Denkbar wäre auch, eine Genossenschaft zu gründen, die Eigentum kauft um es zu vermieten. Möglich, dass eine solche Genossenschaft sich auch in anderen Projekten engagieren würde – so könnte in Bremen, wo es keine große Tradition alternativer Wohnprojekte gibt, vielleicht doch Neues entstehen. Schon hat sein Netzwerk eine Liegenschaft in Horn im Blick, wo ein weiteres Projekt denkbar wäre. Eva Rhode

Informationen über das Projekt im Internet unter www.bauenundleben.net oder ☎ 0421-959 17 00

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