Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt:
Ein Ausflugstipp: Es geht nach Mühlenbeck, das liegt gleich am nördlichen Stadtrand Berlins. Nicht wirklich weit weg also, und doch weit genug draußen, dass da nichts mehr ist mit Stadtgebiet, sondern dass man da Auslauf hat mit Wäldern und Wassern … das, was man mal etwas vereinfachend Natur nennen mag. Und mit der man doch mal Zwiesprache halten darf.
Das kann zum Beispiel ein frühmorgendliches Konzert auf einer Waldlichtung sein, mit Barockmusik zur Feier der Natur, oder Akkordeonspieler, die mit und zu den Geräuschen des Waldes improvisieren. Auch Musik von Komponisten, die sich auf einer klanglichen Ebene mit Naturphänomenen auseinandergesetzt haben. All das. Werke von Iannis Xenakis stehen da auf dem Programm, von Charles Ives und Luigi Nono, bei der Premiere der Mühlenbecker Klanglandschaften, bei denen am Samstag und Sonntag Neue Musik und Natur in einen direkten Zusammenhang gebracht werden. Anfahrt von Berlin aus ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich, am Samstag startet das Programm um 14 Uhr, am Sonntag wirklich taufrisch um 4 Uhr. Die Tageskarte gibt es für 15, einzeln zahlt man pro Konzert 8 Euro (www.muehlenbecker-land.de).
Oder halt doch auf den geordneten Bahnen, in der Stadt: Im Exploratorium feiert man am Sonntag ab 14 Uhr mit einem Happening 15. Geburtstag, und am Samstag gibt es vorab das Geburtstagskonzert mit einer aufgestockten Version von Speak Easy, dem improvisierenden Quartett mit dem Schlagwerker Martin Blume, dem Analogsynthesizerspieler Thomas Lehn, der Vokalartistin Ute Wassermann und dem so herrlich wie Schmirgelpapier grummelnden Phil Minton (alle Körnungen), das diesmal mit der Pianistin Magda Mayas und der Trompeterin Liz Allbee erweitert wird (Mehringdamm 55, 20 Uhr, 21/10 €).
Und ein Angriff der Kulleraugen, am Sonntag in der Berghain-Kantine mit Chai, der Vierfrauenband aus Japan mit einem Hello-Kitty-Elektropop, der mit Gitarren gespielt wird, strikt tanzbar ist und auch Punk sein soll, weil Chai diese japanische Niedlichkeitskultur (Kawaii) mit so Sachen wie Selbstermächtigung erweitern wollen (Am Wriezener Bhf., 20 Uhr, 17 €).
Beim Kiezsalon am Mittwoch in der Musikbrauerei: Gwenifer Raymond. Die so die Gitarre spielt, dass man sofort nachschauen möchte, ob die John-Fahey-Platten noch im Regal stehen oder nicht doch in die Finger der Waliserin gerutscht sind. Toll. Und toller Kontrast zu der viele Ecken umspielenden Experimentalmusik von Seth Graham an diesem Abend (Greifswalder Str. 23a, 21 Uhr, 10 €).
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