Stephanie Grimm hört auf den Sound der Stadt:
Die Zeit, in der der Sommer den Takt vorgibt, geht zu Ende. Zeit, ein paar schöne Innenräume (neu) zu entdecken. Wer noch nie den Pierre-Boulez-Saal, Berlins 2017 eröffneten Kammermusiksaal im ehemaligen Kulissendepot der Staatsoper genießen durfte: die Arabic Music Days bieten Gelegenheit. In diesem Jahr kuratiert vom irakischen Oud-Meister Naseer Shamma. Der wird mit seinem Ensemble das Abschlusskonzert am Sonntag bestreiten (19 Uhr,15–65 Euro). Den Auftakt am Freitag macht der aus dem Gazastreifen stammende, in Frankreich lebende Sänger und Komponist Moneim Adwan (20 Uhr, 15–45 Euro). Auch an diesem Abend wird die Laute mit dem charakteristischen Klang eine zentrale Rolle spielen. Am Samstag kann man den Klang des Kanuns kennenlernen, einer Kastenzither. Bassam Abdelsattar wird mit seinem Studenten Stücke zwischen Klassik und Moderne auf die Bühne bringen. Zudem stellen alle Eigenkompositionen vor (19 Uhr, 15–45 Euro).
Ein recht neuer und sehr toller Ort für Livemusik (ebenso wie für das Davor oder Danach) ist der Berliner Ableger der Istanbuler Institution Arkaodo. Hier wird am Freitag die sehenswerte Experimentalrocklegende Ted Milton mit Blurt auftreten. Einst war Milton Labelkollege von Joy Division, heute pflegt er seinen ganz eigenen Blick auf die englische Popgeschichte. An dem lässt der Dichter und Puppenspieler sein Publikum auf einzigartige Weise teilhaben (21 Uhr, Karl-Marx Platz 16, 16 Euro).
Die mögliche Zukunft des Pop lässt sich dagegen am Freitag und Samstag beim Minifestival Unterholz Am Oberbaum betrachten. Angenehm hierarchiefrei, ohne Headliner-Hype und mit viel Offenheit für Neues werden sich 20 Newcomer im Musik & Frieden vorstellen (ab 17.30 Uhr, Falckensteinstr. 48, für beide Tage 22,70 Euro). Unter anderem gibt Melancholie-Indierock der Combo 1000 GRAM und munteres Gerappe zu Punkigem und R&B-Tracks von Ecca Vandal.
Freunde des Altbewährten dürfen sich das Herz am Samstag mal wieder an der Diskurspoplegende Blumfeld im Festsaal Kreuzberg wärmen (20 Uhr, Am Flutgraben 2, ausverkauft, wie auch das Zusatzkonzert am 30. 9.). Ist das nun die endgültige Reunion oder eher eine So-schön-wie-früher-Show? Love Riots Revue, wie die Tour betitelt ist, signalisiert letzteres.
Ein nicht mehr ganz neuer, aber sehr besuchenswerter Raum ist das Silent Green im ehemaligen Krematorium. Hier wird der experimentelle Vibrophonist Masayoshi Fujita am Dienstag mit Ensemble abstrakte und zugleich warme Kompositionen vorstellen (20 Uhr, Gerichtstraße 35, 23 Euro).
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