fit gehalten: Wer hofft auf Olympia?
Am Montag titelte das Hamburger Abendblatt: „Olympia nach Hamburg? DOSB macht Hansestadt Hoffnung“. Wiebidde? Als Hamburger fragt man sich, ob da eine andere Hansestadt gemeint ist. Rostock vielleicht, das auf die Segelwettbewerbe schielt. Oder Lübeck? Denn dass die Hamburger nicht auf Olympia hoffen, dürfte angekommen sein, nachdem sich im Referendum 2015 eine Mehrheit gegen eine Bewerbung ausgesprochen hatte. Obwohl der Senat bei dieser Volksabstimmung von oben alles daran gesetzt hatte, den Ausgang mittels Abstimmungstermin, -unterlagen und einer gewaltigen Werbekampagne zu manipulieren.
Aber in Wirklichkeit meinen die Sportsfreunde vom Abendblatt auch gar nicht „die Hamburger“, wenn sie wieder mal so käseblattig „Hamburg“ schreiben, als wäre das eine Einheit mit gleichgerichteten Interessen. Sie meinen jene, die in Hamburg was zu sagen haben. Und die waren sich ja damals wirklich einig in ihrer Olympia-Besoffenheit: „die Politik“ (bis auf Die Linke), „die Wirtschaft“ (also jedenfalls die, die sich von der früheren Handelskammer vertreten fühlte), „den Sport“ (also: seine Funktionäre) – und natürlich „die Medien“ (also vor allem sich selbst, das Hamburger Abendblatt).
Wenn Sportsenator Andy Grote (SPD) gleich auf die Bremse tritt, das stehe „nicht auf unserer Agenda“, man müsse „zunächst die gesellschaftliche Akzeptanz des Sports in unserer Stadt weiter erhöhen“, spricht daraus zumindest die Teileinsicht, dass der Ausgang des Referendums vielleicht doch kein demokratischer Betriebsunfall war, sondern etwas mit den tatsächlichen Wünschen der Hamburger zu tun hat. Muss man ihm also nur noch den Irrglauben austreiben, die Begeisterung für Sport lasse sich in Begeisterung für Megaevents vor der eigenen Haustür ummünzen.
Entlarvend ist, wie das Abendblatt den Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes, Alfons Hörmann, zitiert: „Es gibt beim DOSB kein Ausschlusskriterium, nur weil sich die Stadt im November 2015 in einem Referendum knapp gegen Olympia ausgesprochen hat. Dann wären ja auch Berlin oder München von vornherein aus dem Rennen.“ Eigentlich macht der DOSB sich selbst Hoffnung. Ohne solche Städte ist der Verband nämlich aufgeschmissen. Oder soll er die Spiele nach Wanne-Eickel holen? Jan Kahlcke
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