eingeschenkt: Elf Monate im Jahr ist Hamburg Fahrradstadt, im zwölften Glühweinstadt
Es ist wieder Weihnachtszeit, genauer: Weihnachtsmarktzeit. Woran man das merkt? Also, außer an dem Geruch von Glühwein und Erbrochenem? Am Ende des Fahrradwegs. Da wo vorige Woche noch einer war, ist jetzt plötzlich keiner mehr. Stattdessen eine Bretterbude, ein Zaun und jede Menge enthemmter Bürohengste.
Nu wollen wir uns da mal nicht künstlich drüber aufregen. Es ist ja nicht an dem, dass man mit dem am tanzenden Ende der Reeperbahn unvermittelt beginnenden Radweg-Stummel in den anderen elf Monaten großartig was anfangen könnte. Oder mit dem in kunstvoller Intarsienarbeit grau in grau ins Pflaster eingelassenen Geschicklichkeitsparcours, der sich über den Jungfernstieg schnörkelt. Der steht dann immer voller Touristen, die gegenüber Glühweinbuden auch noch den erheblichen Nachteil haben, mobil zu sein.
Nee, da ist das schon besser, gleich’n großen Bogen drumherum zu fahren, schön auf der Fahrbahn, wie sich das gehört. Können wir immerhin. Anders als die armen Fußgänger, die sich mitten durch die offene Glühweinszene kämpfen und dabei gelegentlich antorkeln lassen müssen.
Könnte nur sein, dass wir uns dran gewöhnen, auf der Straße zu radeln. Ist ja doch bequem. Nich, dass da nachher Klagen kommen, wenn der Stadt wieder einfällt, dass sie ja von Januar bis November ’ne Fahrradstadt sein will – falls dem gerade kein Event entgegensteht. Jan Kahlcke
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