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KUNST

KunstBeate Schederschaut sich in Berlins Galerien um

Mit Kunst kennen sich Pauline Püschel und Anne Wesolek aus, zumindest von administrativer Seite. Die beiden arbeiten in der Senatsverwaltung für Kultur und Europa, kümmern sich also um Anträge zur Projektförderung und Stipendien für Künstler*innen und Kulturschaffende. Für Joshua Schwebels Ausstellung im Neuköllner Projektraum Centrum wechselten sie nun die Seiten: Der kanadische, in Berlin lebende Konzeptkünstler ließ sie selbst zu Künstlerinnen werden. Das Ergebnis? Ein nachgebauter Arbeitsplatz samt Schreibtisch, Stuhl, Regal, Rechner und herrlich trauriger Topfpflanze und Anne Wesoleks Fotoserie „Inside Brunnenstraße“, die in Detailaufnahmen den Alltag in der Geschäftsstelle festhält: Akten, Ordner und dazwischen ein gerahmter Siebdruck von Bethan Huws mit einem Satz, der besser kaum passen könnte: „For Duchamp the question was not what is art, but what is not art“ (bis 17. 9., nach Vereinbarung über info@centrumberlin.com, Reuterstr. 7).

Der Titel von Vadim Fishkins Ausstellung in der Galerija Gregor Podnar ist wörtlich zu verstehen: Bei „Light Solidarity“ geht es tatsächlich um eine Haltung der Verbundenheit zwischen Lichtern. Da sind etwa die zwanzig zum Kreis formierten Scheinwerfer von „Light Chaser“ (2016), die rhythmisch nacheinander reihum an- und ausgehen und damit ein kleines solarbetriebenes Fahrzeug in Gang setzen, die drei Projektoren von „Solidarity 3D“ (2015), die gemeinsam ein helles Polyeder an die Wand werfen, oder die elektrische Kerze, die thermoelektrisch von einer echten zum Leuchten gebracht wird, „Prometheus electronic (candle version)“ (2013). Fishkins Installationen gleichen kindlich-absurden physikalischen Experimenten, mit denen der Künstler – durchaus ernsthaft – die Naturgesetze neu auszuloten versucht (bis 2. 9., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Lindenstr. 35).

Auch Nika Oblaks & Primoz Novaks hinterfragen Gewissheiten, nämlich jene, die Fakten von Fiktionen abgrenzen. Das slowenische Künstlerduo sucht in seinen Installationen, Videos und Fotografien in der Galerie im Körnerpark sisyphusgleich nach Auswegen aus der von Medien und Technologien bestimmten Realität. In „The Box“ (2005) etwa springen sie mit voller Wucht gegen den Rahmen der Videobox, so dass sich dieser tatsächlich nach außen wölbt, in „Reality is out“ (2012) strecken sie ein Pappschild mit der Aufschrift „Reality“ aus dem Bildschirm heraus. Doch zwecklos. Oblak und Novak entkommen nicht. Darin liegen Tragik wie Komik ihres Tuns: Die Videos starten im Loop immer wieder von Neuem (bis 25. 10., Mo.–So 10–20 Uhr, Schierker Str. 8).

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