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POLITIK

PolitikJörg Sundermeiersichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

Am Donnerstag wird im Aquarium, dem neuen Debattierraum am Kotti (Skalitzer Straße 6, 19. 30 Uhr), über den Naziverbrecher Rudolf Heß informiert. In Vorbereitung auf den Naziaufmarsch am Samstag, bei dem Neonazis den Kriegsverbrecher, der in Spandau seine Haftstrafe absaß, ehren wollen, soll hier erklärt werden, wie der Mythos Heß überhaupt entstand. Stilisierungen von Heß zum „Friedensflieger“ dienen dabei nicht nur seiner Rehabilitierung, vielmehr wird der Kult zu einem ersten Schritt für die Glorifizierung des Nationalsozialismus genutzt – in dem, wenn überhaupt, nur Hitler „irrte“.

Nahezu zur gleichen Zeit wird im about blank (Markgrafendamm 24c, 20 Uhr) an ein anderes Nazi-Ereignis erinnert, diesmal aus der jüngeren deutschen Geschichte. Denn im August 2017 jährt sich das Pogrom von Lichtenhagen zum 25. Mal. Daher wird die viel gerühmte Dokumentation „The truth lies in Rostock“ von 1993 noch einmal gezeigt, in der die Ereignisse zwischen 22. und 26. August 1992 wiedergegeben werden und das Zusammenwirken von Bevölkerung, rassistischem Mob, Polizei und Politik dargestellt wird. „Mit dieser Veranstaltung wollen wir insbesondere an die Betroffenen erinnern und unsere Solidarität mit ihnen zum Ausdruck bringen. Der Film verdeutlicht aber auch das Scheitern der radikalen Linken. Im Rückblick auf das Pogrom von Rostock-Lichtenhagen zeigt sich dessen anhaltende Aktualität: sowohl mit Blick auf einen gesamtgesellschaftlichen Rassismus und dessen gewaltvolle Ausdrucksformen wie auch hinsichtlich der Frage nach angemessenen linken Interventionen“, so die Veranstalter*innen.

Am Samstag dann wird in Spandau unter dem Motto „Keine Verehrung von Naziverbrechern“ gegen den oben bereits angesprochenen Gedenkmarsch für den Nazi Rudolf Heß demonstriert. Da viel mobilisiert wurde, rechnet die Antifa mit einer großen Anzahl von Nazis, die aus ganz Europa nach Spandau kommen wollen. Treffpunkt für die Gegendemo ist der S-Bahnhof Spandau (11 Uhr).

Am Mittwoch soll dann der U-Bahnhof Mohrenstraße (17 Uhr), dessen Name sich der kolonialistischen Tradition Deutschlands verdankt, symbolisch umbenannt werden. Die Straße hieß auch mal Walter-Ulbricht-Straße und sehr kurz Möhrenstraße, nun gibt es einen weiteren Namenspatron: „Die Feier wird am Jahrestag der Schwarzen Revolution von Haiti am 23. August 1791 stattfinden, und wir wollen euch den ersten Schwarzen deutschen Akademiker Anton Wilhelm Amo (geb. 1703 in Ghana) vorstellen, den wir als neuen Namensgeber der Straße vorschlagen“, so die Umbenenner*innen.

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