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Archiv-Artikel

Jazz überbrückt die Fluten

New Orleans ist die Heimat des Jazz. Mit mehreren Benefiz-Konzerten wollen Musiker nun in Berlin ihren Kollegen von der überfluteten US-Ostküste helfen

New Orleans steht derzeit unter Wasser. Das ist bekannt. In New Orleans wurde der Jazz geboren. So viel weiß nicht jeder. Betroffene Jazz-Musiker veranstalten nun Benefiz-Konzerte in Berlin. Da wird es interessant.

Bill Summers ist eine Jazz-Legende, er spielte schon mit Musikern wie Sting und Herbie Hancock. Zurzeit lebt er bei einem Freund in Louisiana, wohin er vor dem Hurrikan „Katrina“ aus New Orleans geflohen ist. Im Haus seines Freundes sind noch mehr Musiker untergebracht, und mit anderen hält er Kontakt via E-Mail. Sie haben sich zu einem Netzwerk zusammengeschlossen, „um in Ordnung zu bringen, was Regierung und Hilfsorganisationen versäumt haben“, erklärt Summers.

Dazu plant der Jazzer ein Musikprojekt mit 30 Künstlern. Sie wollen durch die USA, Europa und andere Länder touren. Der Erlös dieser Benefiz-Konzerte geht an Künstler in New Orleans, die alles verloren haben.

Darnell Summers ist Bills Bruder und lebt in Berlin. Er unterstützt Bill und hilft bei der Umsetzung des Projekts in der Hauptstadt. Dafür sucht er hier nach Veranstaltungsorten, Sponsoren und macht die Idee seines Bruders publik. Bei den Europäern werden die Musiker bestimmt auf Hilfsbereitschaft stoßen, glaubt Darnell Summers, da sie den Jazz liebten und erhalten möchten. Denn es bedürfe einer speziellen Unterstützung der verloren gehenden Musik von New Orleans.

Auch das „Yorckschlösschen“ in Kreuzberg teilt diese Meinung. Die bekannte Jazz- und Blues-Kneipe veranstaltet am kommenden Samstag ein „New Orleans Benefiz-Konzert“. Dort wird auch Joe Krown spielen. Der Jazzer aus New Orleans war schon vor dem Hurrikan engagiert worden. Jetzt soll er erst recht auftreten, mit doppelter Gage. Denn laut „Yorckschlösschen“-Besitzer Keith Stone „hat der außer seiner Tasche ooch nicht mehr viel!“ Das dort gesammelte Geld wird ihm direkt in die Hand gedrückt, sodass er es gleich mit zu seiner Familie nach New Orleans nehmen kann. Am 24. Oktober spielt dann Anke Lauterbach unter dem Programmtitel „Trio Scala Jazz Special“. Dieses Konzert wird zugunsten einer Einrichtung für betagte Musiker in New Orleans veranstaltet.

Auch andere in Berlin lebende US-Bürger sammeln durch Musik Spenden für die Menschen an der Ost-Küste. Die Organisationen „American Voices Abroad“ und „Democrats Abroad“ veranstalten am Mittwoch im „Klub Kapital“ in Tiergarten ein deutsch- und englischsprachiges Programm mit Lesungen, Performance und Musik. Der Sänger und Schlagzeuger Eddie DeJean Jr. tritt auf, obwohl er selbst vom Hurrikan betroffen ist. Mit „Missing New Orleans“ wollen die Veranstalter die Stadt und ihre Lebensfreude wieder erwecken.

SARA EUTENEUER