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Wo Hunger ist, gibt es keine Bulimie

betr.: „Auch Essgestörte essen“, taz vom 25. 7. 2017

Dass „Essstörungen Menschen jeden Geschlechts, jeder Hautfarbe, jeden Alters, jeder Klasse“ betreffen, stimmt einfach nicht. Die Magersucht bei Männern ist extrem selten – und das hat psychodynamische Gründe.

Die wenigen magersüchtigen Männer sind in ihrer Persönlichkeit meist schwerst gestört, während es bei den Frauen sehr große Unterschiede im Ausmaß ihrer Persönlichkeitsstörung gibt. Auch das Alter spielt eine erhebliche Rolle. Je früher die Magersucht bei Frauen (Mädchen) auftritt, umso schwerer die zugrundeliegende Persönlichkeitsstörung und auch die Gefahr eines tödlichen Verlaufs. Eine in der frühen Pubertät auftretende Magersucht ist lebensbedrohlicher als eine, die, sagen wir, mit 17/18 Jahren oder später auftritt. Diese „Älteren“ werden vielleicht chronisch magersüchtig, sind aber kaum lebensbedroht.

Magersucht gibt es nur dort, wo ausreichend Nahrung zur Verfügung steht. Anders ausgedrückt: Wo gehungert wird (ob in der Dritten Welt oder bei uns im und nach dem Krieg), gibt und gab es keine Magersucht. So ist auch Bulimie, ein diagnostisch neuerer Begriff als Magersucht, eine Symptomatik in der Überflussgesellschaft.

Wenden wir diese Fakten an, müssen wir auch die Frage der Klassen und der „Hautfarbe“ (im Artikel) einbeziehen. Sind nicht vielleicht „Schwarze“ und Angehörige bestimmter Klassen mehr von Hunger betroffen als Weiße aus hochindustrialisierten Ländern? Mithin wäre das Auftreten von Magersucht auch wieder klassen- und ethnienbezogen unterschiedlich.

BERNHARD MÜNK, Freiburg

Eine gute Botschaft

betr.: „In guten wie in schlechten Zeiten“, taz vom 24. 7. 17

Ich bin entschieden anderer Meinung! Der offene Brief von Sigmar Gabriel an die Deutschtürken ist eine gute Botschaft.

Diesen Brief hätte es sogar schon viel früher geben müssen. Entgegen den verschwurbelten Gedankengängen Eberhard Seidels einschließlich seiner herablassenden Kritik an der Zustimmung durch die Türkische Gemeinde zu dem Brief („artig bedankt“, „bescheiden geworden“) ist es doch ganz einfach: Wer als AKP-Fan eine Diktatur unterstützt, hat ein Problem mit unserer Gemeinschaft. Ansonsten gehören selbstverständlich die Deutschtürken zu uns!

Das sehr deutlich und öffentlich auch uns Kartoffeldeutschen zu sagen – das ist das Verdienst Sigmar Gabriels mit seinem offenen Brief.

Im Übrigen hätte ich mir vor dem Kommentar erst einmal den Wortlaut des Briefes in der taz gewünscht. Oder muss ich als taz-Abonnent der ersten Stunde inzwischen erst bei Springer die Bild kaufen?

JÜRGEN LANGE, Havelland

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