Unter Aufsicht: Das Brummen der Libelle
Moin, Libelle!“, denke ich, als ich zum Frühstück auf meinen Balkon trete und der Hubschrauber Kurs auf unser Haus zu nehmen scheint. Wir kennen uns ja. Schanzenfest, 1. Mai, Schlagermove, Cyclassics – der Polizeihubschrauber ist immer dabei. Und sonst „nach Lage“. Im Karoviertel ist man das gewohnt.
„Ganz schön laut“, denke ich beim zweiten Anflug. Gab es nicht neulich diese Meldung, jemand würde an leisen Hubschraubern forschen? Plötzlich scheint es mir eine gute Sache.
„Wieso eigentlich jetzt?“, denke ich bei der dritten Runde und bei der vierten: „Was habe ich bloß verbrochen?“ Gut, es ist Dienstagvormittag, als ordentlicher Mensch sollte ich jetzt wahrscheinlich im Büro sitzen. Aber deswegen gleich mit dem Hubschrauber …?
Das ist es nämlich, was es mit Menschen macht, also zumindest mit mir, wenn bei jedem Schritt vor die Tür die Polizei immer schon da ist, wie seit ein paar Wochen rund um die Messehallen: Ich frage mich ständig, was die jetzt wollen könnten, was ich vielleicht falsch gemacht haben könnte, was ich sage, wenn sie mich jetzt wieder anquatschen. Ja, ich geb’s zu: Ich nehme das persönlich.
Der Hubschrauber kommt schon wieder angedonnert. Im Hintergrund sind irgendwo wild ineinander verknäulte Martinshörner zu hören. Allmählich dämmert es mir: Heute wollte die Polizei doch mal wieder G20 üben. Der Gipfel ist ja auch nur noch fünf Wochen hin. Die fliegen gar nicht meinen Balkon an, sondern die Messehallen. Kennen sie ja wahrscheinlich auch noch nicht von oben.
Mit „Behinderungen“ sei zu rechnen, hatte es geheißen. Ich geh dann mal rein. Frühstücksbehindert. Jan Kahlcke
Der G20-Gipfel findet längst statt. Im Alltag der Karoviertel-Bewohner. Die erzählen hier, was sie beobachten.
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