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THEATER

TheaterEsther Slevogtbetrachtet das Treibenauf Berlins Bühnen

Wut bedroht gerade diese Welt. Mal geht Trumps Twittergewitter über sie nieder, dann wieder leeren irgendwelche Irren irgendwo die Magazine ihrer Schnellschusswaffen, indem sie auf Menschenmengen feuern oder Laster in Fußgängerzonen steuern. Schließlich wären da noch der IS und seine Enthauptungsexzesse. Was ist los in Menschenseelen, deren destruktive Energie sich auf so fürchterliche Weise immer wieder öffentlich entlädt? Elfriede Jelinek hat sich Gedanken gemacht und ein Stück darüber geschrieben. Ausgelöst wurde „Wut“ vom Anschlag auf die Redaktion der französischen Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo vor zwei Jahren und den Überfall auf einen jüdischen Supermarkt in Paris. Jelinek geht kulturgeschichtlich noch einmal weit zurück, setzt an beim wütenden Herakles und der Wut, die den Trojanischen Krieg entfachte und befeuerte. Um schließlich in unserer wutentbrannten Gegenwart anzukommen. In den Kammerspielen des Deutschen Theaters inszeniert Martin Laberenz jetzt das Stück (Deutsches Theater: „Wut“, Premiere 26. 2., 20 Uhr).

Mit unseren wütenden Zeiten und ihren Wüterichen befasst sich immer wieder auch der Satiriker und Journalist Jan Böhmermann. Seine nicht ganz geschmackssichere Satire über den türkischen Präsidenten Erdoğan in seiner Fernsehsendung „Neo Magazin Royale“ löste dann selbst einen Wut-Tsunami aus. Nachdem im vergangenen Jahr der legendäre Linken-Politiker und aktuelle Träger des Aachener Karnevalsordens „Wider den tierischen Ernst“ in Böhmermanns Sendung zu Gast war – (der in seiner Aachener Preisrede noch mal zu Protokoll gab, dass die Welt zurzeit eine Meise hat, aber trotzdem gerettet werden muss) –, gibt’s nun Böhmermanns Gegenbesuch bei Gysi. Der findet im Rahmen der Gesprächsreihe „Missverstehen Sie mich“ im Kabarett „Die Distel“ statt (Kabarett „Die Distel“: „Gregor Gysi und Jan Böhmermann: Missverstehen Sie mich richtig!“, 26. 2.,18 Uhr).

Das Ende der Welt ist auch Gegenstand einer neuen Produktion der Komödie am Kurfürstendamm, in der die Fernsehschauspielerin und „Tatort“-Kommissarin Maria Furtwängler ihr Berliner Theaterdebüt gibt. Sie spielt eine Hausfrau auf Highheels, die in ihrer Küche singend und swingend für die Familie ein Dinner bereitet, während vor dem Fenster die Sintflut hoch und höher steigt. Auch ob die Familie tatsächlich existiert, bleibt lange offen. „Alles muss glänzen“heißt das Stück des amerikanischen Dramatikers Noah Haidle, das Ilan Ronen inszeniert, der schon mit Tracy Letts’ „Eine Familie“ einen Knaller landete (Komödie am Kurfürstendamm: „Alles muss glänzen“, 25. 2., 20 Uhr).

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