: Die Hanse ist sich nicht mehr einig
RÜCKZUG Lübeck debattiert über das Ende der Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2025. Denn der Hanse-Wunschpartner Hamburg ist nicht mehr interessiert – und will auch nicht mehr mit den Lübeckern reden
Mit der Einigkeit in der einst so mächtigen Hanse ist es nicht mehr weit her. Die gemeinsame Bewerbung Lübecks und Hamburgs um den Titel Kulturhauptstadt Europas 2025 solle gestoppt werden. Das hat die Fraktion der GAL (Grün-Alternativ-Links), eine linke Abspaltung der Grünen, in der Lübecker Bürgerschaft beantragt. Damit will sie auf der Sitzung am Donnerstag verhindern, dass die Stadt mindestens 25.000 Euro für eine Machbarkeitsstudie ausgibt. „Das wäre herausgeworfenes Geld“, sagte GAL-Kulturpolitikerin Kristina Aberle.
Sie bezieht auf einen taz-Bericht, wonach Hamburg an der gemeinsamen Bewerbung kein Interesse mehr hat. „Seit Herbst 2016 ruhen alle Gespräche“, hatte die Sprecherin der Metropolregion Hamburg, Marion Köhler, vor zwei Wochen erklärt. Und die Hamburger Kulturbehörde hatte wortkarg mitgeteilt, mit der Bewerbung nicht befasst zu sein. Politik und Verwaltung in der Hanse-Schwester Lübeck ist das indes offiziell nicht mitgeteilt worden. „Das ist mir nicht bekannt“, sagt Nina Jacubczyk, Leiterin des Lübecker Kulturbüros, das die Machbarkeitsstudie erarbeiten lässt.
Lübeck feiert in diesem Jahr seinen 30. Jahrestag der Ernennung zum Unesco-Weltkulturerbe. Darauf aufbauend entstand die Idee, sich bei der EU als Europas Kulturhauptstadt zu bewerben, möglichst mit einer regionalen Bewerbung unter dem Hanse-Label. Hamburg stand dem anfänglich positiv gegenüber, seit den gescheiterten Olympia-Plänen aber ist die Bereitschaft zu einem erneuten großen Bewerbungsverfahren geschrumpft.
„Dann machen wir es eben ohne Hamburg“, sagt trotzig Thorsten Fürter von den Grünen, die die Machbarkeitsstudie beantragt hatten. Er hofft darauf, dass der GAL-Antrag scheitert und Lübeck die Bewerbung dann mit beleihungsfähigeren Partnern fortführen kann: „Es gibt ja auch noch andere Hansestädte.“ Sven-Michael Veit
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