: Der Pate, Teil IV: „Adopt a Revolution“
KÜMMERN Schenken ist eine schöne Sache. Noch schöner wird’s, wenn man nicht nur den Nächsten, sondern auch anderen Gutes tut
■ Deutsches Rotes KreuzProjektpartnerschaften u. a. für Aidswaisen in Afrika, www.drk.de/spenden/projektpatenschaft/uebersicht-patenprojekte.html
Plan InternationalPatenschaften für Mädchen aus Entwicklungsländern, www.plan-deutschland.de
■ World VisionPatenschaften für bedürftige Kinder, www.worldvision.de/kinderpatenschaft.php
■ SOS-KinderdörferWahlweise SOS-Kindpatenschaften oder SOS-Dorfpatenschaften, www.sos-kinderdoerfer.de/helfen/patenschaft/pages/default.aspx
■ BewegungsstiftungPatenschaften für VollzeitaktivistInnen, www.bewegungsstiftung.de/patenschaften.html
■ Adopt a RevolutionRevolutionspate zur Unterstützung der Basiskomitees oder Studierender in Syrien, www.adoptrevolution.org
■ NaturefundLand durch Ankauf schützen oder Bäume zur Aufforstung pflanzen, www.naturefund.de/projekte/patenschaft.html
VON OLE SCHULZ
Es soll ja Kreise geben, die so gut verdienen, dass am Monatsende immer was übrig bleibt oder die so viel von ihren Eltern vermacht bekommen haben, dass sie sich fragen, wohin nur mit dem ganzen Zaster? Aber es sind bei weitem nicht nur solche Menschen, die ihr Geld gerne auch für einen guten Zweck spenden – oder Pate werden, also für jemand oder etwas freiwillig Fürsorge übernehmen.
Das Feld der Patenschaften hat sich mittlerweile diversifiziert, und man kann das Sujet seiner Zuwendung aus einem breit gefächerten Angebot auswählen. Ein Klassiker ist, dass Menschen aus reichen Nationen Patenschaften für Kinder aus armen Regionen übernehmen – viele Kinderhilfswerke und andere große Spendenorganisationen wie Plan International oder World Vision bieten solche Patenschaften an.
Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI), das auch ein Spenden-Siegel vergibt, empfiehlt im Falle von Einzelkindpatenschaften darauf zu achten, dass dabei Projekte finanziert werden, „die der ganzen Gemeinschaft, in der das Kind lebt, zugutekommen“ – und eben nicht nur dem einzelnen Kind. Laut DZI können Spender der Werbung der jeweiligen Organisation in der Regel entnehmen, „in welcher Form ihre Patenschaftsbeiträge Verwendung finden“. So kommt zum Beispiel eine SOS-Kindpatenschaft für 26 Euro im Monat nicht nur für Essen und Kleidung, Schulausbildung und medizinische Versorgung des Patenkindes auf. Auch das Umfeld profitiert von den Zahlungen, da andere Kinder die durch die Patenschaftsbeiträge mitfinanzierten Einrichtungen des SOS-Kinderdorfes nutzen können – Kindergärten, Schulen oder medizinische Einrichtungen.
Eine neuere Variante der Patenschaften ist die Unterstützung von politischen AktivistInnen im In- und Ausland. Vorreiter hierzulande ist die Bewegungsstiftung. Sie unterstützt sogenannte BewegungsarbeiterInnen – Menschen, die mit großem Zeiteinsatz, aber ohne feste Anstellung in politischen Projekten arbeiten. Derzeit werden acht VollzeitaktivistInnen durch monatliche Patenbeiträge schon ab 10 Euro finanziert; allein in diesem Jahr haben 143 Paten auf diese Art und Weise 54.000 Euro zusammengetragen. Seit Einführung des Programms 2002 sind es insgesamt schon 444.000 Euro. Im Gegenzug erhalten die Paten regelmäßig Bericht über die Aktivitäten des unterstützten Bewegungsarbeiters – und zu Anfang jedes Jahres eine steuerlich abzugsfähige Spendenquittung.
Das jüngste Patenschaftsprojekt ist dem blutigen Konflikt in Syrien geschuldet: Seit Anfang des Jahres unterstützt „Adopt a Revolution“ unter anderem knapp 30 Basiskomitees in Syrien – fast 2.300 „Revolutionspaten“ haben dafür mit einmaligen oder monatlichen Zahlungen rund 290.000 Euro aufgebracht. Wer als solcher Revolutionspate Geld für den syrischen Frühling spendet, hilft dadurch, Internetanschlüsse und Digitalkameras zu finanzieren oder dass geheime Wohnungen für verfolgte Aktivisten des unbewaffneten Aufstands angemietet werden können. Laut Elias Perabo, dem Initiator der Kampagne, ist es einzigartig, dass „Adopt a Revolution“ tatsächlich vor Ort in Syrien tätig ist. „Gerade in Zeiten, in denen sich der bewaffnete Konflikt verschärft, ist es wichtig, die Reste der Zivilgesellschaft und den weiterhin wichtigen friedlichen Widerstand zu unterstützen.“ Die Basiskomitees würden auch humanitäre Hilfe leisten und seien nicht zuletzt für die vielen Binnenflüchtlinge die einzige Anlaufstelle für lokale Hilfe.
Durch Patenschaften lassen sich allerdings nicht nur Menschen unterstützen, die sich politisch engagieren, die Waisen sind oder in Armut leben, sondern auch unsere Mutter Erde. So kann man etwa Pate von einem Stück Land werden, um so die Umwelt zu schützen. Die gemeinnützige Naturschutzorganisation Naturefund zum Beispiel kauft weltweit Land auf, um Lebensräume für die Vielfalt von Tieren und Pflanzen zu bewahren. Ab 5 Euro kann man ein Stück Land kaufen, ab 6 Euro Pate eines neu gepflanzten Baumes werden. Angesichts des Klimawandels forstet Naturefund verstärkt Wälder wieder auf – zurzeit etwa in Honduras am Rande des größten, noch zusammenhängenden Regenwalds in Mittelamerika. Das soll erst ein Anfang sein: Langfristiges Ziel ist es, weltweit 3,5 Millionen Quadratkilometer Wald aufzukaufen und zu schützen – das entspricht der zehnfachen Fläche Deutschlands.