: 5 Dinge, die wir diese Woche gelernt haben
Lektionen
1. Die SPD verkauft sich
unter Wert
Die Sozis haben es schwer. Während Kanzlerin Merkel gelassen ihre erneute Kandidatur ankündigt, haben die Genossen die K-Frage immer noch nicht gelöst (und lösen sie womöglich mit Sigmar Gabriel). Nun hat „Frontal 21“ auch noch aufgedeckt, dass Unternehmen über den Umweg einer parteinahen Agentur Lobbyzeit mit SPD-Spitzenpolitikern kaufen konnten. Kosten: 7.000 Euro. Gabriel selbst hat nie an einem solchen „Vorwärts-Gespräch“ teilgenommen. Gründe: unklar.
2. Es gibt Whistleblower
aus Doofheit
Kris Kobach könnte Heimatschutzminister in Donald Trumps Kabinett werden. Dass er vielleicht nicht der allergeeignetste Kandidat ist, hat er bewiesen, als er nach dem Gespräch mit seinem potenziellen Chef vor die Presse trat. Unterm Arm hatte er die internen Papiere der Unterredung – und deren Inhalt konnte man auf Fotos erkennen. Journalisten von Politico haben so einen Teil seiner Strategie entziffern können: schnell eine Grenzmauer nach Mexiko hochziehen, allen syrischen Kriegsflüchtlingen die Einreise verwehren, kriminelle Ausländer abschieben. Zumindest inhaltlich dürfte Kobach also ins Kabinett passen.
3. Snowden kommt (vielleicht)
Die Opposition im Bundestag würde den NSA-Aufklärer Edward Snowden gern nach Berlin einladen. Schon lange. Er soll vor dem NSA-Untersuchungsausschuss aussagen. In dieser Woche hat der Bundesgerichtshof entschieden, dass die Opposition eine Vorladung beantragen darf. Ob Snowden aber dann wirklich nach Berlin kommen kann und will, ist längst nicht klar. Und ob er ein Bett zum Hierbleiben findet, erst recht nicht.
4. AfD-Anhänger werden
radikaler
Die sogenannte Mitte-Studie hat es herausgefunden: Deutschland spaltet sich. Eine nicht zu unterschätzende Minderheit, mehr als ein Viertel der Bundesbürger, hat sogenannte neurechte Einstellungen. Das heißt grob übersetzt: Es gibt eine ganze Menge Rassisten und Nationalisten im Land. Eine ziemlich große Schnittmenge gibt es da mit den AfD-Anhängern. Der positive Teil der Ergebnisse ist, dass sich rechtspopulistische Haltungen nicht weiter ausbreiten. Aber die Rechten werden rechter – und lauter. Das darf den Demokraten nicht recht sein.
5. Medienkompetenz ist
ein Kinderspiel
Kinderarbeit bei der Herstellung von Überraschungseiern? Und dazu noch Kinderhandel? Das britische Boulevarblatt The Sun berichtet, dass arme Familien in Rumänien in Heimarbeit Spielzeugfiguren in die gelben Plastikeier stecken, bis zu 13 Stunden am Tag. Und Kinder arbeiten fleißig mit. Die Justiz ermittelt, der Hersteller Ferrero zeigt sich erschüttert. Aber stimmt die Geschichte überhaupt? Bald wird über Zweifel berichtet. Die hätte man auch gleich haben können, wenn man The Sun liest.
Sebastian Erb
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