Laura Mars Gallery: Malerische Milieustudien: Marcus Webers Blick auf die Adalbertstraße
Frauen mit Kopftuch und Hackenporsche, Pfandsammler, Mütter mit Baby im Tuch, Schulkinder, Postboten, Rastafaris, Supermarkteinkäufer, junge Leute mit Handy am Ohr, gealterte Rocker, Straßenpunks, Obdachlose, Partytouristen. Manche von den Figuren, die sich auf den knallbunten Bildern von Marcus Weber tummeln, auf seinen mit dem Pinsel verewigten Straßenszenen aus Kreuzberg 36, glaubt man wiederzuerkennen. Sein könnte das tatsächlich. Weber, der sein Atelier in der Adalbertstraße hat, holte sich seine Motive vor Ort, schrieb sich akribisch Kleidungskombinationen auf, hielt Beobachtungen in Fotos und Notizen fest. Bei Laura Mars ist die ganze Serie zu sehen, 24-mal Öl auf Leinwand, 24-mal Adalbertstraße. Immer mit präzisem Bildaufbau: Schnurgerade hat Weber stets das untere Drittel als Gehweg abgetrennt, darüber wie mit dem Lineal Hauseingänge, Geschäfte, Schilder, Briefkästen und Haltestellenhäuschen angefügt und die Szenerie mit Großstadtmenschen bevölkert, mit Typen, keinen Stereotypen. Aus den Jahren 2008 bis 2010 stammen die Bilder. Danach hörte Weber damit auf. Zu stark hatte sich der Kiez verändert. Er interessierte ihn nicht mehr. Was er meint, zeigen zwei Zeichnungen aus 2013, die im Vorderraum hängen und auf denen Touristen Rollkoffer über Verkehrsinseln zerren. BSH
Bis 30. 9., Mi.–Fr. 13–19, Sa. 13–17 Uhr Bülowstr. 52
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen