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KINDER

KinderSylvia Prahl sucht nach den schönsten Spielsachen

Unsinnsgeschichten gibt es viele, aber kaum eine nimmt den Unsinn so ernst wie die Ur-Unsinnsgeschichte „Alice im Wunderland“, die der viktorianische Schriftsteller Lewis Caroll 1865 den drei Töchtern eines Oxforder Dekans bei einer Bootsfahrt auf der Themse erzählte. Es ist die Geschichte von Alice, die, während ihre Schwester ihr etwas vorliest, einschläft und im Traum – oder war es gar keiner? – einem sprechenden weißen Kaninchen in seinen Bau folgt, viele Meter tief fällt, mal größer, mal kleiner wird, an einer seit langer Zeit tagenden absurden Teegesellschaft teilnimmt, von einer Grinsekatze gewitzte Ratschläge erhält und von der Herzkönigin fast den Kopf abgeschlagen bekommt. Am Sonntag wird der Kinderbuch-Klassiker als szenische Lesung mit Mitspiel-Gelegenheit für alterslose Nonsens-LiebhaberInnen ab fünf Jahren um 16 Uhr in der Schwartzschen Villa in Steglitz aufgeführt (Eintritt 6 €, Karten 625 75 90).

Als eine der vielen liebevoll-verballhornenden Variationen des Stücks kann die Open-Air-Inszenierung von „Alice auf Kaninchenjagd“ im Theater Ramba Zamba gelten. Dort versucht die tanzwütige Alice, die Regeln der Erwachsenenwelt zu verstehen. Sie befolgt den Rat der Raupe und liest nicht die Regeln, sondern isst sie auf – woraufhin sie lernt, mit Kopf und Herz (oder Bauch?) zu denken (Samstag und Sonntag 16 Uhr, Kinder bis zwölf Jahre 5 €, Erwachsene 8 €, erm. 6 €, Karten 44 04 90 44).

Die Hörspieladaption von „Alice im Wunderland“ von 1958, die der Audio Verlag gerade zum 150. Geburtstag der absurden Story in seiner Klassiker-Reihe neu herausgebracht hat, ist ein nüchterner Gegenpol zu Tim Burtons Fantasy-Spektakeln von 2010 und 2016. Ohne Hintergrundgeräusche, Musik gibt es nur, wenn in der Story gesungen wird, niemand schreit ohne Grund. Der Wahnsinn sitzt in kleinen Wiederholungen: Wenn die Herzdame mit immer hysterischer werdendem Duktus das Abschlagen irgendeines Kopfes fordert, zum Beispiel. Ganz, wie man sich heute den pädagogischen Zeigefinger von 1958 vorstellt, fokussiert das Hörspiel auf die so elegant im Nonsens eingewickelten „Weisheiten“. So wird erwähnt, dass die Welt ein besserer Ort sei, wenn sich alle um ihre eigenen Sachen kümmern würden. Oder, dass grundsätzlich immer die anderen schuld seien. Das ist für Kinder, die mit fünf Jahren oft mit einem Recht-und-Ordnung-Fanatismus geschlagen sind, sehr unterhaltsam, weil es die eigene Weltsicht bestätigt. Das ganze Panorama der vorgeführten Absurdität, das auch im Hörspiel hörbar mitschwingt, wird dann von den Älteren erfasst (der audio verlag, 9,99 €).

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