Der Bau-Herr

Martin Heyne ist ein freundlicher Mensch. Und ein zurückhaltender dazu: Über ungelegte Eier sagt der 47-Jährige Bauingenieur lieber nichts. Und davon gibt es einige, zum Beispiel Hamburgs Elbphilharmonie. Die darf nun zwar der Konzern Hochtief weiterbauen – aber nur, wenn er bis März 2013 einen Vertrag mit umfassenden Garantien unterschreibt. Ansonsten nimmt die Stadt das 575-Millionen-Projekt selbst in die Hand. Genauer macht das ihre Realisierungsgesellschaft Rege. Und hier kommt Martin Heyne ins Spiel.

Er ist, wie nun bekannt wurde, seit Oktober Geschäftsführer der Rege. Die hatte bisher einen eher mittelmäßigen Projektsteuerer abgegeben – und Hochtief kaum fürchten müssen, dass die Stadt das Konzerthaus wirklich selbst zu Ende bauen würde. Das könnte sich jetzt ändern.

Denn mit dem Ex-Projektmanager des Einkaufszentrumskonzerns ECE ist nun ein Baufachmann an Bord, der das Herzzentrum am Hamburger Universitätsklinikum und das Essener Thyssen-Krupp-Quartier verantwortete, dessen Volumen von 500 Millionen Euro die Dimension der Elbphilharmonie erreicht. Diese Projekte wurden nicht mit einem externen Generalunternehmer gebaut, sondern in Einzelvergabe.

Heyne hat also Erfahrung in genau dem Job, den er erledigen müsste – sollten sich Hamburg und Hochtief trennen. Und natürlich, sagte Heyne der taz, „hat man mich im Einstellungsgespräch gefragt, ob ich mir zutraue, die Elbphilharmonie in Einzelvergabe fertig zu bauen. Ich habe ‚Ja‘ gesagt.“

Mit Heyne sitzt jetzt also einer in der Rege-Chefetage, der sich mit Großprojekten auskennt und entsprechend selbstbewusst auftritt. Es ist eine nicht nur fachlich, sondern auch verhandlungstaktisch geschickt platzierte Personalie: Sie erhöht den Druck auf Hochtief, den selbst vorgeschlagenen Vertrag zu unterzeichnen. Und minimiert, andererseits, die Scheu der Stadtväter, das Projekt zur Not in Eigenregie fertig zu stellen.  PS