piwik no script img

Völkerverständigung in c-Moll

Musik Gerade erst selbst zurück aus der Ukraine, empfängt der Bremer Rats-Chor das Odessa State Philharmony Chamber Orchestra zum Gegenbesuch und einem gemeinsamen Konzert in der Glocke

Die Messlatte hängt hoch für das heutige Konzert des Bremer Rats-Chors. Mit Standing Ovations und weit über tausend BesucherInnen haben die Bremer SängerInnen vor zwei Wochen mit ihrem Gastspiel überzeugt. In der Ukraine war das – und bei der Begeisterung des Publikums dürfte es zumindest nicht allein um die Musik gegangen sein.

Als Zeichen der Solidarität in schweren Zeiten hatte der ukrainische Pianist Alexey Botvinov die mehr als 60 Bremer MusikerInnen in Odessa willkommen geheißen. Und als „gelebte Volksdiplomatie“ wurde das Projekt am Donnerstag dann auch zu Hause im Bremer Rathaus gewürdigt, als die Philharmoniker von Odessa auf ihrem Gegenbesuch von Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD) empfangen wurden. Am heutigen Samstag kommt nun auch Bremen in den Genuss dieser klingenden Völkerverständigung zwischen Ost und West.

Eine Woche lang waren die Bremer unter Schirmherrschaft der grünen Bundestagsabgeordneten Marieluise Beck in Odessa und haben dort die Zerrissenheit einer dezidiert europäischen Metropole kennengelernt. „Kultur statt Krieg“ lautet das Motto der Reise. Auch musikalisch ist der Blick nach vorn gerichtet: Den „Frühling“ und den „Sommer“ hat Chorleiter Jan Hübner symbolträchtig aus Joseph Haydns Jahreszeiten ausgewählt. Noch mag es stürmen, aber überwunden ist der Winter dann doch. Der Schnee schmilzt und das Landvolk, hier vertreten durch den Chor, macht sich in bester Laune an die Arbeit. Die Gesangssolisten stehen für das ländliche Stimmungsbild.

Ebenfalls auf dem Programm steht Beethovens Chorfantasie in c-Moll. Hier wird auch in Bremen Botvinov am Flügel zu erleben sein. Das Werk steht seit jeher im Schatten von Beethovens neunter Symphonie und ist darum vergleichsweise unbekannt. Einen besseren Anlass als der Besuch aus der Ukraine kann es freilich kaum geben, die „Friedenshymne“ in Erinnerung zu rufen. JPK

Samstag, 20 Uhr, Glocke

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen