: 5 Dinge, die wir diese Woche gelernt haben
Lektionen
1. Deutschland ist unterfordert
Vor einem halben Jahr wären das eine gute Nachricht gewesen: Keine Schlangen vor den Erstaufnahmen, Flüchtlinge werden reibungslos registriert. Doch stattdessen herrschte Chaos. Nun endlich könnte es losgehen. Die Strukturen sind da, die deutsche Bürokratie könnte schnurren, wie wir es lieben, und alles in seine Bahnen lenken. Doch inzwischen steht fast die Hälfte der Erstaufnahmeeinrichtungen der Länder laut einer Umfrage des Magazins des Deutschen Städte- und Gemeindebunds leer. Es fehlen die Flüchtlinge. 20.600 Menschen haben im März Asyl beantragt, noch im November 2015 waren es zehnmal mehr.
2. Daimlers Drohungen gehen in Leere
Es ist ja nicht so, dass allein VW bei Dieselabgasen getrickst hat. Auch in Mercedes-Modellen wird die Reinigung zu- und abgeschaltet. Wie sehr die Abgaswerte etwa die Stickoxid-Grenzwerte überschreiten, machte im Februar die Deutsche Umwelthilfe publik – und berührte damit offenbar einen ganz wunden Punkt. Daimler drohte mit Schadenersatzklagen wegen Rufschädigung, ein Anwalt erwirkte sogar eine Einstweilige Verfügung gegen den Umweltverband. Doch der ließ sich nicht einschüchtern. Mit Recht, sagte diese Woche auch das Kammergericht Berlin.
3. Palästina ist Bulldozerland
Und wofür braucht man große Planierraupen? Zum Abriss genauso wie zum Aufbau. Nach Angaben der UN hat Israel in diesem Frühjahr im Westjordanland bereits annähernd so viel palästinensische Häuser abreißen lassen wie in den 12 Monaten zuvor. 2016 waren es insgesamt 580, jetzt sind es schon 539. Gleichzeitig ist die Zahl der Genehmigungen für israelische Siedler, die sich in den Palästinensergebieten niederlassen wollen, extrem gestiegen. Immer mehr Bulldozer im Westjordanland: Hier läuft gerade eine Frühjahrsoffensive.
4. Entwicklungshilfe versickert nicht
Das Bild von Hilfsgeldern, die in den Taschen korrupter Politiker etwa in Afrika verschwindet, kennt man. Und denkt: Da ist sicher was dran. Aber es gibt noch andere Erzählungen, warum Entwicklungshilfe ihr Ziel nicht erreicht. Oxfam stellte diese Woche einen Bericht vor, nach dem drei Viertel der von der Weltbank geförderten Privatunternehmen südlich der Sahara die Gelder in Steuerparadiese bringen und Milliarden an Steuern vermeiden, die Entwicklungsländer gut brauchen könnten. Entwicklungshilfe versickert als nicht nur, sie wird auch weggeparkt.
5. Der Tiger ist zurück
Nein, nicht Dariusz Michalczewski. Der Boxchampion bleibt im Ruhestand. Sondern der echte, panthera tigris. Erstmals seit hundert Jahren ist die Zahl der wild lebenden Tiere angestiegen, meldet die Tierschutzorganisation WWF anlässlich der Welttigerkonferenz in Delhi. 1916 beliefen sich Schätzungen noch auf 100.000 Tiere, inzwischen sind es wieder 3.900, 700 Tiere mehr als vor sechs Jahren. Eine positive Nachricht. In Delhi wird deshalb ein ehrgeiziges Ziel diskutiert: 2020 sollen wieder 6.000 Raubkatzen in freier Wildbahn leben. Jörn Kabisch
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen