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KUNST

KunstBeate Schederschaut sich in Berlins Galerien um

Keramik ist das Material, das es Jesse Wine angetan hat. Im eigenen Brennofen bearbeitet er es traditionell und mit handwerklicher Ernsthaftigkeit, nicht zu klassischer Töpferware jedoch: Die Arbeiten, die er derzeit auf Einladung der Kuratorin Melissa Canbaz bei Soy Capitán präsentiert, lassen sich vielmehr als skulpturale Kommentare zu Konventionen in der Wahrnehmung von Kunst lesen. Im Mittelpunkt: zwei liegende Figuren. Die eine, die schwarze, sieht aus wie ein Henry Moore in der Badewanne. Die andere, die blaue, wirkt fehlproportioniert, wie aus Kaugummi geformt. Ein misslungener Entwurf, fast schon mitleiderregend. Wine stellt sie einander gegenüber und damit gewohnte Rezep­tions­muster infrage, denn: Was macht die Kunst eigentlich zur Kunst? Produktionsweise? Kontext? Präsentation? Im Raum verteilte Bücher und Skizzenhefte erweitert das Spiel mit Erwartungshaltungen um Kreuz- und Querverweise. Sie sehen so aus, als seien sie mitten in Lektüre oder Studium mal ebenso abgelegt, sind aber gleichsam aus Keramik gefertigte Skulpturen – die ein wenig zu theatralisch gewölbten, aufgeschlagenen Seiten verraten es (bis 2. 4., Mi.–Sa. 12–18 Uhr, Prinzessinnenstr. 29).

Bei Melike Karas mit nur wenigen Strichen gezeichneten Figuren verschwimmen indes Identitäten. Auf großen Leinwänden, die Kara mit Acryl- und Ölmalsticks in vorzugsweise süßlichen Sorbetfarben füllt, treffen sie in sozialen, erotisch aufgeladenen Situationen aufeinander. Gemeinsam einsam tummeln sie sich zwischen Kakteen und Palmen. Auch Stillleben deuten menschliche Präsenz noch an. Im Raum verteilt, gerahmte Plexiglasscheiben, auf die Kara die Silhouetten ihrer Charaktere messingfarben gemalt hat – Sinnbilder des gläsernen Menschen. „Faces are not facts, nor are they facets, but rather acts of expression“, schreibt Künstlerin Hanne Lippard im Text zur Schau bei Peres Projects. Kara spitzt dies noch weiter zu, lässt ihren Figuren die Zungen aus den Mündern hängen, so als wollten sie eigentlich etwas sagen, fehlte ihnen nicht die Stimme (bis 11. 3., Mo.–Fr. 11–18 Uhr, Karl-Marx-Allee 82).

Nicht nur Kunstwerke, sondern auch Einblicke in deren Produktion gibt es in dieser Woche im Künstlerhaus Bethanien.Am Donnerstag öffnen TeilnehmerInnen des Internationalen Atelierprogramms die Türen zu ihren Studios. Zeitgleich sind Ausstellungen von fünf weiteren Stipendiaten zu sehen. Darunter: die vietnamesische Künstlerin Nguyen Thi Thanh Mai,deren recherche­intensive Projekte sich mit sexuellen Identitäten und und Genderrollen auseinandersetzen (Open Studios und Eröffnungen: 3. 4., 19 Uhr, Kottbusser Str. 10).

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