piwik no script img

Archiv-Artikel

Die Liga der Superkonzernmanager

Bei der Expertenkommission zur Sanierung des Landeshaushalts wurde schon von Beginn an gespart: Es fehlten in der Arbeitsgruppe sowohl Vertreter aus Sozialverbänden wie Gewerkschaften. Auch bei Frauen Fehlanzeige

KÖLN taz ■ Wenn ich nicht mehr weiter weiß, dann gründe ich einen Arbeitskreis – gemäß diesem Motto berief die schwarz-gelbe Landesregierung Nordrhein-Westfalens Ende Juli ihre ausschließlich aus Wirtschaftsmanagern bestehende „Finanzkommission“. Aufgabe der Expertengruppe sollte es sein, „schnellstmöglich Vorschläge für eine strukturelle Haushaltssanierung und deren Umsetzung“ zu unterbreiten, verkündete Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU).

Dabei bewies die Landesregierung schon bei der Berufung der Kommission, wie ausgeprägt ihr Wille auch zu einschneidenden Sparmaßnahmen ist. So hielt sie Repräsentanten für soziale Kompetenz ebenso für entbehrlich wie sie es sich auch sparte, Frauen in das hochrangige Beratergremium zu berufen.

Zum Vorsitzenden der Kommission, die am 30. August erstmals zusammen trat, berief Finanzminister Helmut Linssen (CDU) den früheren Vorstandsvorsitzenden und heutigen Aufsichtsratschef des Düsseldorfer Strom- und Gasriesen E.ON, Ulrich Hartmann. Neben Hartmann gehören dem Kreis noch elf weitere „Fachleute“ an, die das Who‘ s who des in Nordrhein-Westfalen ansässigen Kapitals repräsentieren. So ist der Gütersloher Bertelsmann Konzern mit seinem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Siegfried Luther vertreten. Für den ebenfalls aus Gütersloh stammenden Haushaltsgerätehersteller Miele sitzt Geschäftsführer Markus Miele, der Urenkel des Firmengründers, mit am Tisch. Die Deutsche Lufthansa AG hat ihren Finanzvorstand Karl-Ludwig Kley in dem erlauchten Kreis. Ebenso an Bord sind der Präsident des Westfälisch-Lippischen Sparkassen- und Giroverbandes, Rolf Gerlach, und Jürgen Kluge, Office Manager des in Düsseldorf angesiedelten deutschen Büros des Beratungsunternehmens McKinsey.

Hinzu kommt der gebürtige Westfale Michael Junker, Geschäftsführer des Management-Dienstleisters Accenture aus dem hessischen Kronberg, und Michael Werhahn, Finanzvorstand des Düsseldorfer Mischkonzerns Wilhelm Werhahn KG. Auch Arndt Kirchhoff fehlt nicht. Er ist Geschäftsführender Gesellschafter der Attendorner Kirchhoff-Gruppe, einer der großen mittelständischen Automobilzulieferer – und außerdem Vorsitzender des Mittelstandsausschusses des Bundesverbandes der Deutschen Industrie. Prominentester Name in dem Gremium ist allerdings der von Paul Bauwens-Adenauer. Der Enkel von Altbundeskanzler Konrad Adenauer ist geschäftsführender Gesellschafter des Kölner Bauunternehmens Bauwens und zudem noch Honorarkonsul des Königreichs der Niederlanden sowie seit Anfang des Jahres Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Köln. Nebenbei gehört er noch dem Präsidium des CDU-Wirtschaftsrats an.

In dessen Bundesvorstand sitzen auch noch zwei weitere Kommissionsmitglieder: Jens-Jürgen Böckel von der Mülheimer Unternehmensgruppe Tengelmann und Jens Odewald, früher im Vorstand der Kaufhof AG und heute Partner der Odewald & Compagnie Beteiligungsgesellschaft. Zumindest Odewald kann nicht vorgeworfen werden, er habe kein Herz für sozial notleidende Menschen: Er gehörte zu jenen großzügigen Spenden, die Altkanzler Helmut Kohl ermöglichten, die wegen dessen Spendenskandals entstandenen Rückforderungen an die CDU zu begleichen. PASCAL BEUCKER