Al-Qaida: Auf der Suche nach Dschihadisten

Die Nummer zwei des Terrornetzwerks hat in einem Video zur Einheit aufgerufen. Grund: Im Irak sind die Kämpfer in Bedrängnis geraten.

Vize des Terrornetzwerks Al-Qaida, Eiman al-Sawahiri Bild: dpa

SULEIMANIA taz Es ist die Terrorvariante des "Kampfs um Herz und Verstand". In einem am Donnerstag veröffentlichten Video hat sich der zweite Mann von al-Qaida, Aiman al-Sawahiri, an die Muslime gewandt und sie aufgefordert, ihre Reihen hinter den Dschihadkriegern zu schließen. In der gut eineinhalbstündigen Botschaft fordert Sawahiri die Gläubigen auf, die "korrupten" Regime in ihren arabischen Heimatländern zu bekämpfen. Zugleich fordert er sie auf, sich den Dschihadisten im Irak, Afghanistan und Somalia anzuschließen und sich auf die nächste Runde im langfristigen "heiligen Krieg" vorzubereiten.

Besonderes Augenmerk legt der Stellvertreter von Ussama Bin Laden dabei auf den "Islamischen Staat im Irak", den Zusammenschluss diverser Terrorgruppen unter Führung von "al-Qaida im Irak". Dabei versucht Sawahiri mit dem Eingeständnis von "Fehlern und Unzulänglichkeiten" sowie "mangelnder Qualifikation" des Bündnisses dessen Kritiker ins Abseits zu drängen. Die Führer des "Islamischen Staates" seien nicht frei von Fehlern und Irrtümern, doch müssten die Mudschaheddin ihre Probleme untereinander lösen, meint der Chefideologe. Es ist offenbar der Versuch, die Kontrolle über die sunnitischen Untergrundgruppen im Irak zurückzugewinnen.

Tatsächlich ist das Terrornetzwerk im Irak in die Defensive geraten. Im Verlauf der US-Offensiven im Großraum von Bagdad wurden Dutzende von Al-Qaida-Kämpfern getötet oder gefangen genommen. In der Provinz Diala, wo der "Islamische Staat" im vergangenen Herbst ein Mini-Emirat mit eigenem Kriegskabinett ausrief, droht den Dschihadisten der Verlust ihrer Basis. Zudem haben zahlreiche Stämme und Clans, die sich zum Schutz gegen die die schiitischen Todesschwadronen hinter al-Qaida gestellt hatten, mit den Dschihadisten gebrochen. Durch mehrere irakische Untergrundgruppen wie die "Islamische Armee" oder die "Brigaden der Revolution von 1920", die sich aus ehemaligen Regime-Getreuen rekrutieren und die das Gros der Extremisten ausmachen, verläuft offenbar ein tiefer Riss. Teile von ihnen wie der "Rat zur Rettung von Anbar" haben sich im Kampf gegen al-Qaida auf die Seite der Amerikaner gestellt.

Dass das Netzwerk im Irak an Einfluss verliert, daran wird Sawahiris Aufruf wenig ändern. Ein Ende der Gewalt bedeutet es indes nicht - mit den sunnitischen Stammeskämpfern sorgen nur weitere Milizen für die Aushöhlung des Staates.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.