die wahrheit: Die Tür als Geißel

Die Sieger im großen Wahrheit-Sommer-Wettbewerb. Grauenhafte Türen mitten aus dem Reich des Bösen.

Erster Sieger ist eine Mietskasernenhöllentür aus Freiburg Bild: taz

BERLIN taz Vor zwei Wochen rief die Wahrheit alle Wahrheit-Leser auf, Fotos von grauenhaften Türen einzusenden. Denn es gibt wahrlich viele entsetzliche Türen im weiten Erdenrund: nasenblutrote Türen, kotzgrüne Türen, graffitiverschmierte Türen, Türen mit lustigen Aufklebern, Resopaltüren oder Türen mit Schildern aus Salzteig: "Hier lieben, streiten und versöhnen sich der Kevin, die Mandy, die Ursula und der Lutz.

Doch das wahre Ausmaß des Grauens wurde uns erst durch die haarsträubenden Bilddokumente der Wahrheit-Leser bewusst. Selbst in unseren krankesten Fantasien hätten wir uns nicht so furchtbare und abstoßende Bilder von Türen vorstellen können, wie sie hundertfach in unseren Posteingang rappelten. Und die markerschütternden Kommentare der leidgeprüften Türenopfer trieben uns oft Tränen des Mitleids in die Augen. Wir können es nicht länger ertragen, daher wollen wir den Wahrheit-Sommer-Wettbewerb nun beenden und die Einsender der drei schlimmsten Türen ehren und reich mit Büchern unserer Autoren und anderen Kleinoden aus unserer reichhaltigen Schatzkammer belohnen.

Die Türen-Jury hat es sich mit der Auswahl der Gewinner nicht leicht gemacht. Zunächst wurden aus der schier unüberschaubaren Menge der Bewerber einige normal-hässliche Türen aussortiert. Die Kommentare der Juroren waren brutal: "Hey, du willst eine hässliche Tür sein? Wer hat dir das denn eingeredet?" oder "Du hast gar nicht das Potenzial für eine top-hässliche Tür" oder "Bist du Reihenhaustür von Bushido, du Dumpfbacke? Geh doch heulen!".

Zweiter Sieger ist eine schimmelige Tür aus Frankreich Bild: taz

Doch durch diese erste Vorauswahl wurde die Entscheidung zwischen den übrig gebliebenen Kandidaten des Grauens nur umso schwerer. Drei Türen sind nun nach langen Diskussionen der Jury in den Olymp des Ruhmes aufgestiegen und werden heute auf der Wahrheit-Seite gezeigt. Sie sind von solch gemeiner Trostlosigkeit und schamloser Niedertracht, dass sie einfach zu Spitzentüren des Bösen erklärt werden müssen. Und hier sind sie, die mehr oder weniger glücklichen Gewinner:

Den dritten Platz belegt der Beitrag von Geesche Wilts und Ole Kattein, die ein wahres Goldstück im Schulauer Yachthafenbecken an der Elbe gefunden haben und dazu schreiben: "Sie überzeugt durch ihre Heimtücke. Es handelt sich um eine Gittertür, deren Mitte ein Schild ziert mit der Aufforderung, sie doch bitte zu schließen. Besonders dreist: Sie ist mit einer Kette verrammelt. Wer es dennoch schafft, durch die Tür hindurch zu gelangen, um sie hinter sich wieder zu schließen, fällt in das Hafenbecken." Ganz wunderbar heimtückisch und ein verdienter dritter Platz. Dafür gibt es ein T-Shirt und ein Buch.

Dritter Sieger ist eine heimtückische Tür aus dem Schulauer Hafen Bild: taz

Ein weiteres Prachtexemplar wurde eingesandt von Hardi Sabulwoski, dem fast die Worte fehlten angesichts einer "in Frankreich fotografierten Tür, der Eingang zum Grauen". Man kann verstehen, dass es einem da die Sprache verschlägt, ist diese Tür doch von einer solch schimmeligen Gemeinheit und einem abgrundtief böswilligen Kunstwollen geprägt, dass jeder Betrachter sofort eine Gänsehaut bekommt - wenn nicht Schlimmeres bei den zahnbelagartigen Auswülstungen dieser Grauenstür. Herzlichen Glückwunsch zum verdienten zweiten Platz, superhässliche Tür aus Frankreich. Dein Besitzer bekommt ein Buch, ein T-Shirt und einen Tom-Ziegel.

Kommen wir nun zu unserem absoluten Favoriten, dem deprimierenden Sieger unseres Sommer-Türen-Wettbewerbes. Allein der trübe Anblick stürzte uns in tiefe Depressionen und ließ uns über viele Tage antriebslos werden. Gesenkten Hauptes schlurften wir durch die grauen Gänge des düsteren taz-Gebäudes, stets von einer Wolke diffuser Traurigkeit umgeben. Bei geringsten Anlässen brachen wir in Tränen aus. Dafür sorgte Jan Ole Zingel mit der Tür zu seinem Mietshaus in Freiburg-Haslach: "Hart und kalt, wie die einer Justizvollzugsanstalt", beschreibt er die Tür des Grauens: "Mit Tesafilmstreifen übersät, die bei Vollmond unheimliche Figuren bilden, und mit Briefkästen bestückt, die zum Klauen von Post einladen, hält sie jeden Besuch fern." Wie kann man aber damit nur leben? "Wie ich mit ihr lebe: Zwischen den Biotonnen über die gelben Säcke klettern, den Schlüssel ins Schloss stecken, eine Viertelumdrehung und kräftig dagegen treten - dann geht sie meistens auf. Wenn sie nachts ins Schloss fällt, kann man sicher sein, dass das ganze Haus geweckt ist." Sehr gut! Keine Frage, dass dieser entsetzlichen Mietkasernenhöllentür, die ein böse kichernder Satan von Türendesigner während seiner Midlifecrisis erfunden haben muss, dass dieser Ausgeburt an Erbärmlichkeit und Trostlosigkeit der erste Platz gebührt. Zum Ausgleich für die erlittene seelische Grausamkeit wird der Gewinner von uns so mit Preisen überschüttet, dass wir sie hier gar nicht alle aufzählen können.

Bei den Gewinnern wie auch bei allen anderen Einsendern und Teilnehmern möchten wir uns herzlich bedanken. Der ganze Wettbewerb hat uns den sowieso schon nicht astreinen Sommer so richtig verdorben, und wir werden noch viele, viele Papiertaschentücher vollschniefen, bis sich unsere Niedergeschlagenheit allmählich wieder legen wird. Damit wir aber den Wahrheit-Lesern endgültig alle Sommertage versauen können, zeigen wir hier einige besonders abscheuliche Tür-Exemplare. Denn merke: Was mitten aus dem Reich des Bösen kommt, ist oft so nahe. CORINNA STEGEMANN

Die Wahrheit auf taz.de

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

ist die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit. Sie hat den ©Tom. Und drei Grundsätze.

kari

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.