die wahrheit: Neues aus Neuseeland: 8ung! 4real kuler Name in Nu Cland

Das Leben hält die besten Überraschungen parat. Man sitzt oder liegt in der gynäkologischen Praxis, Ultraschallgerät auf dem dicken Bauch, und auf dem Bildschirm bewegt sich plötzlich was...

Embryo Bild: REUTERS/Lennart Nilsson

For real!", entfährt es da dem Angelsachsen oder dem des Englischen nicht minder mächtigen Maori, was auf Deutsch "echt wahr" bedeutet. Echt wahr, in dem prallen Leib lebt was, und - o Wunder der Natur - es ist kein unverdauter BigMäc oder die entlaufene Katze, sondern - ein Kind!

Kann man es erstmaligen Nachwuchserzeugern wie Sheena und Pat Weaton aus Auckland übel nehmen, wenn sie diese Erleuchtung für immer festhalten wollen und ihren Sohn "4real" taufen? Doch die neuseeländischen Behörden machen den frisch gebackenen Eltern mit Sinn für große Augenblicke einen Strich durch die Rechnung und sträuben sich, den Namen im Geburtsregister anzuerkennen. Aber sie haben nicht mit Papa Weaton gerechnet. Der kämpft nun, echt wahr, um "4real". "Wir haben uns diesen Namen ausgesucht, er hat eine Bedeutung für uns", klagt der Vater. "Wenn es George Bushs Kind wäre oder vom Dalai Lama, wäre es jedem egal, wie es heißt." Wo er Recht hat, hat er Recht. Vor allem beim Dalai, auch wenn dessen Fortpflanzung ein eher unbeschriebenes Blatt ist.

Die Weatons hätten eigentlich noch einen radikalen Schritt weitergehen und die Frucht ihrer Lenden lieber nach dem Moment benennen sollen, als sie entstand: "Kondomkaputt" oder "O shit!" hättens auf den Punkt gebracht. An "4real" entzünden sich jetzt die Geister vor allem deshalb, weil der Name mit einer Zahl beginnt. Aber das ist pure kulturelle Engstirnigkeit. Keiner beklagt sich, dass Benedict XVI. - hieß er nicht einst Joseph? - seinen Namen auf lateinische Ziffern enden lässt. Was stimmt denn plötzlich mit modernen arabischen Nummern nicht? Ist "4real" wirklich so viel seltsamer als Aung San Suu Kyi, oder Obama? Oder Oprah?

In den USA werden immer mehr Kinder nach Marken benannt: Nike, Armani, LOreal. Zwei Mini-Amerikaner - einer in Tennessee, einer in Michigan - heißen ESPN. Pate stand ein Sportkanal. Hongkong-Chinesen geben Kindern gern Namen, die Wohlstand versprechen: Luxury, Rolls Royce. Und in Südamerika heißt fast jeder Junge Jesus. Versuche mal einer, diesen Namen ohne Kreuzigung im Geburtsregister von Auckland anzumelden! Na also.

Die sinnvollste Lösung für alle werdenden Kiwi-Eltern mit überbordendem Schöpfungsdrang sollte daher heißen: Alles, was sich auf einem Keyboard tippen lässt, ist erlaubt. Emoticons eingeschlossen. Wenn Prince seinen Sängernamen in ein Symbol verwandeln kann, warum soll ein Knirps aus Neuseeland nicht ;-) heißen? Gleiches Recht für alle! Außerdem kommt dem jungen Menschen später zugute, dass in Nu CLand (New Zealand) seit dem vergangenen Jahr txt-Sprache, also SMS-Stümmelenglisch, an höheren Schulen zum Lösen von Prüfungsaufgaben verwendet werden darf. Das entschied die nationale Prüfungskommission ganz kul (cool). Gn8 (Gute Nacht) Literatur? Nicht für 4real. Der wird dereinst im Klassenzimmer sitzen und Shakespeares "Sein oder Nichtsein" mit "2 b or nt 2 b" übersetzen.

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kari

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