Solarenergie in der Hauptstadt: Gemeinsam die Sonne genießen

Der Solarverein Berlin-Brandenburg sammelt Geld von Sonnenenergie-Fans und errichtet damit Solaranlagen. Der Gewinn durch die Einspeisung des erzeugten Stroms ist mager. Dennoch findet die Idee immer mehr Anhänger.

Reinhard Zepkes Motto lautet: "Leben und leben lassen - und dabei an die Umwelt denken." Das bewog den Unternehmer aus Frankfurt (Oder) vor kurzem dazu, sich an den Solarverein Berlin-Brandenburg zu wenden. Er habe da zwei Dachflächen à 750 Quadratmetern, die er gern günstig vermieten würde an jemanden, der dort eine Solaranlage aufstellen möchte. Er selbst könne sich eine solche Anlage nicht leisten: "Das scheitert am Eigenkapital."

Schon eine kleine Photovoltaik-Anlage für ein Hausdach kostet rund 20.000 Euro, größere Anlagen sind entsprechend teurer. Für den Einzelnen eine abschreckend hohe Summe. Aber wenn man sich zusammentut, ist so eine Anlage durchaus bezahlbar. Nach diesem Prinzip sammelt der Solarverein Geld von Anhängern dieser Technologie und investiert es in Photovoltaik-Anlagen. Schon mit 500 Euro ist man so Miteigentümer einer Bürgersolaranlage.

Auf diese Weise hat der Verein in drei Jahren bereits fünf Anlagen auf Dächern in Berlin und Brandenburg installieren lassen, die sechste wird gerade auf dem Dach einer Scheune bei Beelitz montiert und soll noch im August ans Netz gehen. 105.000 Euro hat sie gekostet und erzeugt pro Jahr 17.000 Kilowattstunden. Der Strom wird direkt ins öffentliche Netz eingespeist. Der Staat vergütet für eine Kilowattstunde 20 Jahre lang mit 49,21 Cent. Das bedeutet, dass in der Regel nach 13 Jahren die Anlage abbezahlt ist und sich für die 27 Anteilseigner auszahlt. Das Verhältnis zwischen eingesetztem Kapital und Gewinn, die Rendite, beträgt etwa 100 zu 5.

"Reich wird man damit nicht, es ist eher ein Hobby", sagt Claudia Pirch-Masloch, Gründungsmitglied des Solarvereins. Sie selbst ist an vier Anlagen beteiligt: "Mein persönlicher Beitrag gegen die Klimaveränderung."

In den alten Bundesländern existieren solche Vereine schon länger, sagt sie; in Berlin dagegen sei es im Jahr 2003 eine völlig neue Idee gewesen. "Inzwischen ist das ein Selbstläufer." Die Eigentümer zeichnen ihre Anteile einfach übers Internet. Das Geld für die jüngste Anlage kam in gerade mal drei Wochen zusammen - dank finanzkräftiger Investoren aus München.

Vor einem Jahr versuchte der Verein sein Erfolgsmodell auch in Berliner und Brandenburger Vorgärten zu exportieren. Zwei, drei Leute sollten sich zusammentun, um gemeinsam eine kleine Anlage auf dem nachbarlichen Hausdach zu finanzieren. Trotz Fördermitteln und 10.000 Flugblättern wurde keine einzige Anlage errichtet. "Der eine braucht Geld für die Renovierung, andere mussten ihr Häuschen erst noch abbezahlen", zählt Jürgen Hübner-Korney vom Solarverein die verschiedensten Begründungen auf. Aber Geld sei nur die eine Seite. "Hier fehlt auch die rechte Überzeugung. Da hinkt Berlin noch hinterher", so Hübner-Korney. Das zeigt sich auch an der in Berlin gewonnenen Stromleistung aus Sonnenenergie: Im bundesweiten Vergleich rangiert die Stadt hier nur auf Platz 14.

Dem Unternehmer Zepke konnte der Solarverein jedenfalls noch keine Interessenten vermitteln. Wohl aber eine Adresse in Frankfurt (Oder). Dort gründet sich wie in Berlin gerade eine Gruppe von Solaranlagen-Fans. Auch in anderen Städten und Gemeinden Brandenburgs sind inzwischen Solarvereine entstanden. "Wir fahren ständig zu Vorträgen", berichtet Pirch-Masloch. Zumindest in dieser Hinsicht machen Bürger-Solaranlagen also Schule.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.