Iran/Afghanistan: Ahmadinedschad fliegt gen Osten

Irans Präsident und sein Amtskollege Karsai beteuern die gute Nachbarschaft ihrer Länder. Mit Ahmadinedschads Reise setzt sich die Teheraner Strategie der Abkehr vom Westen fort.

Ahmadinedschad und Karsai: "Wie Brüder und Freunde" Bild: dpa

Irans Staatspräsident Mahmud Ahmadinedschad hat am Dienstag die afghanische Hauptstadt Kabul besucht. Bei den Gesprächen, die er unter anderem mit seinem afghanischen Kollegen Hamid Karsai und dem Parlamentspräsidenten Janus Kanuni von der oppositionellen Nordallianz führte, ging es um den Ausbau der vielfältigen Beziehungen zwischen den Nachbarländern Iran und Afghanistan.

Beide Länder stünden zueinander "wie Brüder und Freunde", sagte Ahmadinedschad vor seiner Abreise in Teheran. "Wir haben mit Afghanistan eine gemeinsame Geschichte, gemeinsame Kultur und gemeinsame Interessen." Das eigentliche Ziel seiner Reise, die über Turkmenistan und Kirgistan zur Teilnahme an der Tagung der Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) führt, sei der Ausbau regionaler Bündnisse und die Intensivierung der Zusammenarbeit mit den Staaten Mittel- und Ostasiens. Es gehe darum, "den Einfluss einer Supermacht (USA) in der Welt einzudämmen", betonte er.

Diese Äußerung entspricht der von der Regierung ausgegebenen Devise: "Weg vom Westen, hin zum Osten". Tatsächlich konnte Iran in den vergangenen Jahren auf diesem Weg beachtliche Erfolge vorweisen. Nach dem Sturz der Taliban hat sich Teheran für den Wiederaufbau Afghanistans stark engagiert. Karsai bezeichnete kürzlich bei seinem Besuch in Washington den Iran als "Hilfe und Lösung" für die Probleme Afghanistans. Die USA werfen Iran Unterstützung der Taliban vor.

Das bestritt Ahmadinedschad nach seinem Gespräch mit Karsai. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz bezeichnete er Iran und Afghanistan als "Opfer des internationalen Terrorismus" und erklärte: "Jene Länder, die der Meinung sind, alle Probleme mit dem Einsatz von Waffen lösen zu können, befinden sich im Irrtum." Sie müssten erklären, mit welchem Recht sie sich mit Waffen in der Hand in Angelegenheiten anderer Länder einmischen. "Wir werden, wie bisher, mit aller Kraft die Sicherheit und Stabilität Afghanistans unterstützen, denn ein starkes Afghanistan ist der beste Freund Irans", betonte Ahmadinedschad.

Tatsächlich ist Irans Einfluss in Afghanistan seit dem Sturz der Taliban enorm gestiegen. Mit Argwohn beobachten die USA seinen Machtzuwachs in der Region. Als vergangene Woche Iraks Präsident Nuri al-Maliki bei seinem Besuch in Teheran die guten Beziehungen zum Nachbarland hervorhob, kam prompt eine öffentliche Schelte aus Washington. Sollte sich al-Maliki in Bezug auf den Iran Fehler leisten, müsse er einen hohen Preis dafür bezahlen, sagte Präsident George W. Bush.

Auch Karsai unterstrich die Bedeutung der Beziehungen Afghanistans zum Iran. Auf die Frage eines Journalisten, ob er sich um die Versöhnung zwischen Iran und den USA bemühen werde, sagte Karsai: "Iran ist ein befreundeter Staat und unsere Beziehungen sind vorbildlich. Auch zu den USA haben wir freundschaftliche Beziehungen und nehmen deren Hilfe in Anspruch. Selbstverständlich würden wir uns freuen, wenn wir zwischen den beiden Staaten vermitteln könnten."

Zwischen Iran und Afghanistan gibt es allerdings auch zwei wichtige Probleme: Fast die Hälfte des in Afghanistan produzierten Opiums wird über den Iran nach Westen geschmuggelt. Noch wichtiger ist die Flüchtlingsfrage. Während des afghanischen Bürgerkriegs waren rund drei Millionen Afghanen in den Iran geflüchtet. Etwa eine Millionen von ihnen halten sich immer noch dort auf. Sie gelten als billige Arbeitskräfte und bilden dadurch eine große Belastung für den Arbeitsmarkt.

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